Mülheim. . Untersuchungen auf dem ehemaligen Jost-Gelände in Speldorf ergaben massive Belastungen des Bodens. Welche Gefahren lauern, ist noch unklar.

  • Auf dem geräumten Gelände der Schrottfirma Jost sind erhebliche Bodenbelastungen nachgewiesen worden
  • Bei einigen Schadstoffen, darunter reichlich Schwermetalle, ist ein „teilweise deutlich erhöhter Gehalt“ festgestellt
  • Eine Gefährdungsabschätzung steht laut Umweltamt noch aus, ebenso ein Sanierungskonzept

Das geräumte Areal der Schrottverarbeitung Jost an der Weseler Straße im Hafen hat die Wirtschaftsförderung im Oktober Investoren auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real schon als attraktive „neue Lage“ angepriesen, doch eine Vermarktung dürfte sich für den Eigentümer noch hinziehen. Denn, so gestand das Umweltamt nun auf MBI-Anfrage ein: Im Boden des 31 000 Quadratmeter großen Areals versammeln sich allerlei Schadstoffe. Möglicherweise drohen sie gar das Grundwasser zu verseuchen.

Krebserregender Stoff im Boden

Dies habe eine chemische Untersuchung von Bodenproben ergeben, verkündete Umweltdezernent Peter Vermeulen nun, was Anwohner in der Nachbarschaft seit Jahrzehnten auch für das nahe Umfeld befürchtet hatten. Etwa sind „teilweise deutlich erhöhte Gehalte“ polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) im lange Jahre unzureichend versiegelten Boden ausgemacht worden. Laut Umweltbundesamt sind diese „krebserregend, können das Erbgut verändern und haben fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften“.

Alarmierend hoch seien teilweise auch die Werte von allerlei Schwermetallen (Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Zink), von Arsen, Cyaniden und Mineralölkohlenwasserstoffen. Vermeulen beruft sich auf Bodenuntersuchungen, die die Paul Jost GmbH als Eigentümerin im Februar und März 2016 habe vornehmen lassen.

Besteht eine Gefahr für das Grundwasser? „Bisher nicht“, stellt Vermeulen fest. Gleichzeitig sei aber festgestellt worden, dass die Schadstoffe teilweise sehr löslich im Boden abgelagert seien. Eine detaillierte Gefährdungsabschätzung gemäß Bodenschutzrecht sei mit den vorliegenden Befunden nicht möglich, heißt es. Weitere Untersuchungen seien nötig. So könne momentan niemand sagen, ob und in welchem Maße eine Bodensanierung notwendig wird.

Auskofferung unwahrscheinlich

Dass das Areal in großem Umfang ausgekoffert werden muss, hält Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf allerdings für unwahrscheinlich. „Was nun bei den Untersuchungen gefunden wurde, ist nichts, was uns überrascht“, sagt er. Werde das Gelände wie geplant in Zukunft gewerblich genutzt, seien Gefährdungen für Mensch und Grundwasser aufgrund einer dann weitgehenden Bodenversiegelung wohl ausgeschlossen. Eine Auskofferung komme wohl nur bei einer sensiblen Nutzung infrage, so etwas könne ein Kindergarten sein. So etwas sei aber weder geplant noch baurechtlich zulässig. Eine Tankstellen-Nutzung, wie kolportiert, schließt Zentgraf auch aus. Schließlich befinde man sich vor Ort in einer Wasserschutzzone.

Der schrottverarbeitende Betrieb ist laut Stadt im Übrigen schon auf vorbelastetem Boden gestartet, die Anschüttung sei zwischen drei bis fast sieben Meter mächtig. Umweltamtsleiter Zentgraf erklärt sich so insbesondere die PAK-Belastungen, die untypisch seien für eine Schrottverarbeitung. Belastungen gebe es im gesamten Hafengebiet, wo nach dem Krieg „Trümmerschutt und alles Mögliche aufgeschüttet worden sind“. Stadteigene Grundwasser-Messstellen sei installiert, um bei Gefahr reagieren zu können.

Eine Anfrage dieser Zeitung bei der Paul Jost GmbH und bei der Wirtschaftsförderung (zu Konsequenzen für eine Vermarktung) blieben am Dienstag unerwidert. Die Bezirksregierung will in den kommenden Tagen Stellung beziehen.

>> MBI: Fläche für Hochschul-Erweiterung geeignet

Die Mülheimer Bürgerinitiativen erneuerten dieser Tage ihre Kritik daran, dass zur Nachnutzung des Geländes an der Nahtstelle von Gewerbe- und Wohnbebauung kein Bebauungsplanverfahren aufgelegt worden ist.

Sie sind der Meinung, dass die Fläche „bestens geeignet sein könnte“ für eine Erweiterung der Hochschule Ruhr West. Ohne Bebauungsplan seien die Möglichkeiten der Mitsprache für die Stadt aber begrenzt.