Mülheim. . Am zweiten Adventswochenende hat das Schloß Broich in diesem Jahr zum ersten Mal seine Tore geöffnet für die Schloßweihnacht.
Andere werfen sich nach einer harten Arbeitswoche mit einer Wolldecke auf die Couch. Gitta Kysler nimmt gleich fünf Wolldecken – und wandert hinaus in die Kälte. Ihr Hobby: das mittelalterliche Schottenleben nachzuahmen – und das in diesem Jahr zum ersten Mal auch zur Schloßweihnacht in Broich.
„Dadurch lernst du das Leben neu zu schätzen”, sagt Kysler. Bisher ließ sich das Heerlager am Schloß Broich laut Stadtmarketing nur zum Pfingst-Spektakulum erleben. Dass Gitta Kysler und ihr „Brodie”-Clan nun auch zur Adventszeit dabei sind, macht die Stimmung auf dem Mittelaltermarkt authentischer – allerdings macht es die Kälte für die Schotten auch eine Stufe härter.
„Es geht morgens schon gut los, wenn Wasser und Holz gefroren ist”, sagt Kysler. „Aber im Schottenlager wird nicht gefroren”, ruft Kollege Andreas Müller, bedeckt mit sieben Kleidungsschichten. „Wir können alles, außer still sitzen, irgendein Blödsinn fällt uns immer ein”, sagt Kysler. Etwa Schotten-Baseball mit der Bratpfanne, Schottengolf mit Holzball und Kampfhammer.
Die Hauptaufgabe beim schottischen Leben am Schloß: die Besucher bespaßen. Klingt nach Unterhaltungskunst, aber aus dem Hobby der Mittelalter-Fans ist längst eine Lebenseinstellung geworden. „Man fragt sich bei jedem Einkauf: Ist das mittelaltertauglich?”, erzählt Kysler. Die Teilzeit-Schotten verbrauchen auch im Alltag wenig Plastik, stellen viel selbst her, kommen ohne viel Strom aus, kaufen regionaler ein.
Neben dem Heerlager erwartet die Besucher der Schloßweihnacht ein Märchenerzähler, Musik auf altertümlichen Instrumenten, historische Handwerkskunst und ein Krippenspiel. Auch an den kommenden zwei Adventswochenenden (9. bis 11. und 16. bis 18. Dezember) sind die Schlosstore noch geöffnet, jeweils am Freitag von 17 bis 21 Uhr, Samstag von 13 bis 21 Uhr und Sonntag von 11 bis 20 Uhr.