Mülheim. . Der Preisträger des Gordana-Kosanvoic-Schauspielerpreises Michael Maertens und sein Laudator Peter Kümmel teilen auch die Liebe zum Fußball.
- Der Gordana-Kosanovic-Preis ist mit 7500 Euro dotiert und erinnert an das Gründungsmitglied es Ensembles
- Die aus Belgrad stammende Schauspielerin war prägend für das Ensemble in den ersten fünf Jahren
- Sie starb 1986 mit nur 33 Jahren an Krebs; der Preis wurde inzwischen 12 Mal vergeben
Den Preisträger Michael Maertens und den Journalisten Peter Kümmel, der Juror und Laudator in Personalunion ist, verbindet neben dem Theater noch eine zweite Leidenschaft, die mit dem Spiel zu tun hat: Fußball. So trugen bei der gestrigen Verleihung des mit 7500 Euro dotierten Gordana-Kosanovic-Preises am Theater an der Ruhr Rupert Seidl und Dagmar Geppert grandios begleitet von Eckard Koltermann auf der Bassklarinette drei humorvolle Texte rund um das runde Leder vor: von Ödön von Horváth, Karl Valentin und einen Text über die Arten von Spieler- und Trainerinterviews, den mit einem Augenzwinkern Kümmel für die Wochenzeitung Die Zeit geschrieben hat.
Maertens, der seit sieben Jahren festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater ist, deren Intendantin Karin Bergmann gleich mit zur Preisverleihung angereist ist, ist als gebürtiger Hamburg und einer Theaterfamilie entstammend natürlich St. Pauli-Fan. Und obwohl das Theaterangebot im Ruhrgebiet so groß und die Bindung zum Theater in Bochum, wo er fünf Jahre lang während der Intendanz von Matthias Hartmann unter Vertrag stand, stark war, zog er es am Samstagabend vor, sich das Spiel Dortmund gegen Gladbach anzuschauen.
Kümmel, so sagte er, habe ihn vor einigen Wochen in einer absurden Mail gefragt, ob er bereit sei, den Preis in Mülheim in Empfang zu nehmen. Das habe er aus zwei Gründen, sagte Maertens. Zum einen, weil er den Journalisten schätze, zum anderen, ohne die Bedeutung Mülheims zu mindern, weil er das Ruhrgebiet und vor allem seine Menschen schätze. „Sie haben mich damals aufgefangen“, sagte er.
Maertens bezeichnete sich als rastlosen Menschen. Als er ans Bochumer Schauspielhaus kam, habe er sich in einer schwierigen Phase befunden, sei verzweifelt wegen der Liebe gewesen. Da sei Tara Schanzara, die große Dame des Bochumer Theaters gekommen, nach der inzwischen längst der Platz am Schauspielhaus benannt worden ist, getröstet und ihm seine Aufgeregtheit genommen. Die Stärke Kümmels erweise sich für Maertens auch und wohl vor allem im Verriss. Denn auch, wenn eine Leistung dem Kritiker nicht gefallen habe, gehe er mit dem Künstler sensibel und respektvoll um und frage sich eher, woran es gelegen haben könnte, dass er nicht die zu erwartende Leistung gebracht habe. Und um dem noch eine komische Wendung zu verleihen, richtete der 53-Jährige, verheiratet mit Mavie Hörbiger, noch Grüße seiner Mutter aus. „Der sieht auch noch gut aus“, soll sie mit Blick auf Kümmel gesagt haben.
Bei der Aufgabe, einen Schauspieler für seine herausragenden Leistungen zu benennen, da könne er nur scheitern, „denn wenn es einen Reichtum am deutschen Theater gibt, dann den an großartigen Spielerinnen und Spielern.“ Er habe sich vorgenommen, eine Liste zu erstellen, doch des Nachts sei ihm Maertens eingefallen, der herausrage. „Über keinen habe ich so gelacht wie über ihn.“ Viele seiner Figuren seien Versager, tiefverlegene Menschen, denn ihr Scheitern müssten sie vor sich und der Welt verbergen, erklärte Kümmel in seiner kurzweiligen und pointierten Rede. In der Charakterisierung gibt es eine Verbindung mit der vor 30 Jahren mit nur 33 Jahren verstorbenen Gordana Kosanovic. „Die Überraschung durch sich selbst.“ Dramaturg Helmut Schäfer zitierte zur Begrüßung einen Satz der Schauspielerin, die ihm und Roberto Ciulli 1980 aus Belgrad gefolgt war. „Wenn ich mich auf der Bühne wiederhole, werde ich von panischer Angst ergriffen, dass mein Reichtum erschöpft ist.“