Mülheim. Die IG Metall fürchtet große Verluste von Industrie-Arbeitsplätzen und bittet die Ministerpräsidentin um Hilfe. Kraft reagiert schnell.
- In mehreren Industrieunternehmen drohen große Verluste von Arbeitsplätzen
- Die IG Metall aus Mülheim, Essen und Oberhausen forderte die Landesregierung auf, Hilfe zu leisten
- Kraft beruft Arbeitnehmerkonferenz ein. In Mülheim will eine Stärkungsinitiative der Industrie helfen
In mehreren Industriebetrieben der Stadt herrscht nach wie vor große Sorge um die Arbeitsplätze. Der IG Metall-Bevollmächtigte Volker Becker-Nühlen spricht von einer Dramatik. Ob bei Siemens oder bei Mannesmann Grobblech, wo 183 Stellen zur Disposition stehen, oder der Friedrich-Wilhelm-Hütte, wo über den Abbau von 146 Stellen im Stahlguss geredet wird, oder auch nach wie vor Europipe – überall ist Unsicherheit zu spüren: Was wird morgen sein? „Wir wollen die Ängste mit der Landespolitik bereden“, sagt Becker-Nühlen. Dazu wird es kommen.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat eine Arbeitnehmerkonferenz für die Region Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO) angekündigt. Die IG Metall-Ortsvorstände hatten in einem Brief an die Ministerpräsidentin auf die drohenden Arbeitsplatzverluste in den Betrieben der Eisen-und Stahlindustrie, Gießereien sowie bei MAN Diesel & Turbo, Siemens, Kemnametal Widia und in anderen Betrieben hingewiesen. Die Gewerkschaft hatte die Landesregierung aufgefordert, unverzüglich zur Sicherung der Arbeitsplätze tätig zu werden.
Die Politik soll sich nicht nur die aktuellen Sorgen anhören, sondern sich, so Becker-Nühlen, weiterhin auch in Berlin und Brüssel für den Erhalt der Arbeitsplätze in der Region einsetzen. „Ich freue mich, dass die Ministerpräsidentin so schnell reagiert hat.“ Hannelore Kraft will gemeinsam mit den Metallern, dem Wirtschafts- und dem Arbeitsminister „gemeinsame Lösungen für die Region entwickeln.“ Es gehe, sagt der Chef der Mülheimer Metaller, nicht nur darum, alte Strukturen zu erhalten, sondern vor allem mit der Landesregierung nach vorne zu blicken: Was müssen wir tun, um Arbeitsplätze der Industrie am Markt zu erhalten? Dabei gehe es etwa um Qualifizierung dort, wo Verluste drohen.
Um das Thema Bildung, Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft geht es auch bei der „Mülheimer Stärkungsinitiative für die Industrie“. Seit gut einem halben Jahr arbeiten daran Vertreter der Stadt, der IG Metall und des Unternehmerverbandes. Für Anfang des Jahres kündigt Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier einen ersten Zwischenbericht an. „Unser Ziel ist es, der Industrie neue Perspektiven zu verschaffen.“
Dabei spielen neben Qualifizierung und Bildung die lokalen Standortbedingungen eine wichtige Rolle: Stehen der Industrie ausreichend Flächen zur Verfügung? Kann sie sich entwickeln? In Mülheim ein Problem. Auch um die steuerlichen Belastungen geht es. In Mülheim fühlen sich Unternehmen im Vergleich zu anderen Kommunen stark belastet. Weitere Erhöhungen der Gewerbe- und der Grundsteuer werden daher bekämpft. Und letztlich, so Schnitzmeier, brauche die Industrie die Akzeptanz in der Bevölkerung. Zu oft werde sie als störend statt als wertvoll empfunden.