Das Projekt „Familienkonzert: Musikalische Kinderspiele” feierte seinen Abschluss in der ausverkauften Stadthalle.

Gemessen an der fast ausverkauften Stadthalle kann man das Projekt „Familienkonzert: Musikalische Kinderspiele” wohl als geglückt bezeichnen. Denn die Vermittlung von Klassik und das Heranführen von Kindern und Eltern an das Kulturangebot in Mülheim war ein Ziel der Veranstaltung. Die Hemmschwellen gerade von sogenannten sozial schwachen Schichten abzubauen, war ein weiteres.

Seit drei Monaten haben sich Kinder u.a. aus Mülheimer Grundschulen auf einen Konzertmittag mit klassischer Musik vorbereitet: Sie malten, tanzten zu den Stücken von George Bizet. Am Sonntag präsentierten sie ihr Erlerntes. Im Foyer der Stadthalle stellten Viertklässler Bilder aus, die sie beim Hören von Klassik malten: Warme rote Farben, Kringel und Sterne dominieren – das ist mal etwas Anderes als der gediegen schwarze Anzug, den man gemeinhin mit Hochkultur assoziiert.

Auf den gewohnt elitären Anstrich verzichtete man bewusst. Im Saal, wo das Orchester „Collegium Musicale” unter Leitung von Joachim Galemann Werke von George Bizet („Jeux d'enfant”) vorstellte, Kinder Fragen zu Instrumenten beantworteten und gelegentlich laut sein konnten, herrschte eine erfrischend zwanglose Atmosphäre.

Ein Marsch zum Konzertstart, „die Trommel kündigte früher den Spielmannszug an”, spricht Konzertpädagogin Ulrike Schwanse, die das Familienkonzert konzipierte, zu den Kindern, und lässt die Klänge der Trommel anschaulich vorführen: Wirbel, mal laut, mal leise – „leise dürfte besonders die Eltern interessieren”, scherzt sie. Eine Anleitung zum Selberbasteln einer Trompete aus Gartenschlauch, Trichter und einem Mundstück gibt es danach.

Musikalische Kinderspiele in der ausverkauften Stadthalle: Das Projekt war ein Erfolg. Foto: Tanja Pickartz
Musikalische Kinderspiele in der ausverkauften Stadthalle: Das Projekt war ein Erfolg. Foto: Tanja Pickartz © WAZ FotoPool

Nach und nach kommt zwischen den Musikstücken jedes Instrument mal besonders zum Zug. Staunende „Ooohs” erntet die lange Fagott, der kleine Patrick darf hingegen ein ganzes Stück lang an den Tambourstab und macht seine Sache gut, selbst wenn er beim Stockschwingen zu sagen scheint: „Das ist alles?” Andere Schulklassen haben bunte Tücher und selbst gebastelte regenbogenfarbene Drehscheiben mitgebracht und wiegen sich zur Musik.

„Nehmen Sie ihre Kinder zu klassischen Konzerten mit”, appelliert Christoph von Rohr, Vorsitzender der Bürgerstiftung, die mit Kulturbetrieb, Schulamt und Orchester am Projekt beteiligt sind. Doch: Wenn die häufig steife „Hochkultur” nicht niederschwelliger wird und auf das Nachwuchspublikum eingehen kann, dürfte es bald aus sein mit der gelösten Atmosphäre.