Fast zwei Jahre nach den Überschwemmungen an der Mühlenstraße ist immer noch nicht klar, wer endgültig die Zeche für verstopfte Kanalrohre und Haus-Schäden zahlt. Sanierung kostete ein Paar bereits 60 000 E
"Der Kanal ist dicht - Keller laufen voll". Das war am 6. August 2005 eine Schlagzeile in der WAZ. An der Mühlenstraße war damals offenbar die Bergsicherung aus dem Ruder gelaufen. Beton, der zur Stabilisierung des Untergrunds verfüllt wurde, landete im Abwasser-System. Mit Folgen für Anlieger am Ende der Straße. Bei einem starken Regenguss liefen ihre Keller voll. Zum Schaden kam der Ärger. Und der zieht sich. 7500 Euro Haftpflichtschaden hatte Erika Rüddel damals zu verzeichnen. Einen Großteil deckte ihre Versicherung. Aber auf rund zehn Prozent der Summe, ihrer Selbstbeteiligung, blieb sie sitzen. Unverschuldet, wie sie betont. "Das jährt sich jetzt bald zum zweiten Mal und wir haben immer noch keine Nachricht von der Stadt oder der Baufirma bekommen."
Die Stadt sieht sich nicht in der Pflicht. Auch sie zählt sich zu den Geschädigten. Ebenso wie die Medl, deren Tochter SEM im Auftrag der Kommune tätig werden musste, um die Kanalpanne zu beheben. 50 Meter voll gelaufene Rohre auf der Mühlenstraße musste sie damals austauschen lassen.
Später wurde aufwändig in Handarbeit ein sogenannter Düker vom irrgelaufenen Füllstoff befreit. Über 700 000 Euro Kosten sind der Medl laut Geschäftsführer Gerd Bachmann dadurch entstanden, die allerdings von der Stadt beglichen wurden. Der Energiedienstleister sicherte sich selbst durch ein Gutachten in seiner Betriebsführung ab. Danach stand für die Medl fest, dass "wir im Vorfeld keine Fehler gemacht haben". Eine Haftung seitens seiner Gesellschaft sei damit ausgeschlossen, glaubt Bachmann.
Auch die Stadt hat Gutachter eingesetzt. Die Grundfragen lauten: Wer ist der Schädiger? Wer muss endgültig für die Kosten aufkommen? Dass es die Bergsicherungs-Trupps von Bilfinger & Berger waren, die bei ihren Bohrungen den Kanal füllten, liegt nahe, ist aber eben (noch) nicht bewiesen. "Das ist ein schwebendes Verfahren. Wir stehen mit Bilfinger & Berger in Kontakt", heißt es beim Rechtsamt. Und: Die Firma habe noch keine Kosten übernommen. Am Firmensitz in Mannheim will man sich zum Stand nicht äußern. Nur soweit: "Es gibt verschiedene Sichtweisen", man verhandele noch.
Über 60 000 E haben Maria und Peter Heinrichs mittlerweile investiert, um ihr ruiniertes Haus wieder herzurichten. Wasser und Fäkalien standen damals kniehoch in den Kellern, die Bodenplatte wurde hochgedrückt. "Das musste alles raus und erneuert werden. Wir haben alles zusammen gekratzt, was wir hatten und sind noch nicht über den Berg", sagt Maria Heinrichs. Nun steht die Sanierung der Außenwände aus. Handwerker gehören noch zu den Alltagsbegleitern des älteren Paars. "Wir müssen das alles nach und nach angehen." Ihre Versicherungen trugen den Schaden nicht. In den "Verträgen fehlte die Absicherung für Elementarschäden", erklärt die Seniorin. "Gerade haben wir eine dicke Rechnung bezahlt."