Nicht (mehr) grün und roter als rot: Die drei neuen Ratsmitglieder der Partei Die Linke sitzen zwischen allen Stühlen. Aber sie haben in der neuen Ratsperiode einiges vor.
Die Linke gehört als Partei zu den „Frischlingen” im Mülheimer Rat und startet direkt mit drei Sitzen. Erfahrung in der Kommunalpolitik haben jedoch alle drei Ratsmitglieder in der SPD bzw. bei den Grünen gesammelt.
„Ein Vertrauensvorschuss der Wähler”, wertet Gabriele Rosinski (60) das Einstiegsergebnis in den Rat. Von 1966 bis '96 war die in Werden geborene Linke Mitglied der SPD, „weil ich eine bekennende Sozialistin bin”. Und eine unbequeme dazu – die 16 Parteiordnungsverfahren von damals kommen ihr heute jedoch wie eine Adelung vor, denn „die SPD hat 1996 den Weg zu einem maßlosen Kapitalismus eingeschlagen”, kritisiert sie. Damals zog Rosinski den Schlussstrich, wechselte zur PDS und wurde 1999 Gründungsmitglied und Sprecherin der Basisgruppe Mülheim. Von 2005 bis 2007 gehörte sie zu den vier Bundesparteitagsdelegierten aus NRW.
Für den Einzelhandel in der Mülheimer Innenstadt will sie günstigere Mieten erreichen, „damit dort nicht nur 1-Euro-Läden entstehen”. Zudem will Rosinski ein erweitertes Sozialticket für Mülheim durchsetzen. Dass damit im vergangenen Jahr bereits die Grünen scheiterten, bremst sie nicht: „Dann versuchen wir es eben noch einmal. Wir wollen etwas für Finanzschwache tun.”
Achim Fänger (52) ist als zweites Ratsmitglied der Linken ebenfalls kein Neuling: Vier Jahre lang (1975-79) war der gebürtige Mülheimer Mitglied im SPD-Ortsverein Styrum, dann wechselte er in den 1980er-Jahren zu den Grünen, wo er zehn Jahre lang die Bezirksvertretung übernahm.
2008 trat Fänger den Linken bei. Für die ehemaligen Partei-Kollegen findet er markige Worte: „SPD und CDU haben Posten und Politik im Mülheim unter sich aufgeteilt. Die Grünen haben ihre Rolle als Oppositionspartei immer noch nicht begriffen.” Soziales Miteinander, ein gerechteres Schulsystem, Umwelt und mehr Demokratie will er als kommunale Themen besetzen.
Dritte im Bund ist die gelernte Pharmazeutisch-Technische Assistentin Carmen Matuszewski (55). Die gebürtige Weselerin will sich für das Frauenhaus und eine -beratungsstelle in Mülheim einsetzen. „Bildung für alle” fordert sie außerdem, „konkret: eine vierte Gesamtschule, um damit Kindern das Zusammenlernen zu ermöglichen.” Auch Matuszewski wuchs „rot wie der Vater” auf und war 15 Jahre bei der SPD, bevor deren Agenda 2010 und Hartz IV sie zum Austritt bewegten. Seit Februar 2008 ist sie bei den Linken – denn „wir sind radikaldemokratisch”.