Vor 30 Jahren im August starten Herbstmelancholie und Häuschen ihre Bilderbuch-Karriere. Peter T. Schulz schreibt "knochenehrlich" über Arbeit, Irrtümer und Erfolge und sucht neue Formate für seine Kunst
PETOSCHUS VIERFACH-JUBILÄUM In Friesland und auf der Hubertushöhe hat er sich erfunden. Im Hansenhaus, dieser Reetdachkate, und in diesem so unaufgeräumt aufgeräumten Atelier. Unter dem Spitzdach, mit Blick ins Gartengrün, bekamen wohl die Gedanken Flügel. Und Hansens Welt - oft voller Herbstmelancholie - ein Häuschen. Mit rotem und mal auch blauem Dach und rauchendem Schornstein ziert es seither Hansen-Kunst und bekam längst ein Eigenleben. Die jüngste Kreation - ein Bleikristallhäuschen. Selbst der Olle Hansen ist stylisch geworden.
Vor 30 Jahren hat Peter Torsten Schulz "Der Olle Hansen und seine Stimmungen" veröffentlicht. Das war der Anfang einer Bilderbuch-Karriere, die Petoschu mit "Rapunzel" fortsetze, mit "Anna & Ben", mit "Arthur", "Gulliver" mit "Georch und Georgine" weitermalte und -dichtete. 18 Bücher entstanden. Dazu ungezählte Kalender, ein phantasievoll buntes Personal aus Störchen, Fliegen, Riesen und ein Lebensgefühl, das der Speldorfer mit Saarner Atelier ausdauernd pflegt, belebt und beschreibt: "Humor haben, Poesie sehen, Phantasie wahr machen und Natürlichkeit als hohe Kunst pflegen."
Vom Ollen Hansen gibt es aktuell den fünften Nachdruck. Großformatig kommt er daher. Mit "Mein Leben, das ist ein Bild, an dem ich male..." hat Petoschu das Buch in seinem Jubiläumsjahr vereint - in einem Schuber als gute Gabe für ausgewählte Geschäftspartner und Kunden. "Der Hansen mit dem Schwesterbuch", sagt Schulz mit typischem Petoschu-Humor, "das ist unsere Protzausgabe. Wir sind ja auch gewöhnlich geworden. Früher waren wir oll."
Früher: Seit 40 Jahren arbeitet Peter T. Schulz als Petoschu, 30 Jahre lang existiert seine berühmteste Kunstfigur, der Olle Hansen, seit 20 Jahren (und jetzt zum letzten Mal) gestaltet er den großformatigen LBS-Kalender, seit zehn Jahren hat er sein einladend-ausladendes Atelier in Saarn - Jubiläen, die gewürdigt werden wollen. Unter anderem mit vier Jubiläumsbüchern. "Jetzt ist Halbzeit. Im August mache ich noch ein wenig Pause", sagt Schulz. Doch auch Pause bedeutet nicht unbedingt Stillstand. Letzte Woche war er mit seinen "Erdschweinen", einer Alt-Herren-Fußballtruppe kicken. Blessuren blieben. Mit denen geht er jetzt an die Vorbereitung seiner Jubiläumsausstellung.
Früher: Das sind unendlich viele Erinnerungen, Bilder, Begegnungen, Gebote und Gedichte, Kopfgeburten und Konzepte. Petoschu hat sie zusammengetragen. Entstanden ist daraus seine Autobiographie, die er am Klostermarkt 3 verkauft. Titel: "Was hier nicht ist, ist nirgendwo". Fünf Monate lang hat Schulz an dem Werk geschrieben und versucht, dabei "knochenehrlich zu sein. Da sind auch meine Niederlagen und Irrtümer drin. Ich habe so geschrieben, dass Kunst nichts Mystisches ist." Erfolg hat sich Petoschu zielstrebig erarbeitet. Mit Gespür für den Zeitgeist und oft auch gegen den Strich. Und mit einer guten Mannschaft. "Aber ich war immer so etwas wie der Leitwolf."
Auf 160 Seiten "bleibt keine Frage offen - was das Berufliche betrifft. Das sind keine Memoiren. Da gibt es nichts Privates." Was stimmt und doch nicht so ganz richtig ist. "Dass sich manches so tragisch rundet, sieht man an den toten Freunden", an die Petoschu erinnert.
Der "Olle Hansen" ist alt geworden. "Aber er ist unsterblich, es wird ihn immer geben", sagt sein Schöpfer. "Doch ich werde meine Hauptenergie auf etwas anderes konzentrieren." Mit neuen Medien hat er vorsichtig künstlerisch Kontakt aufgenommen. Als Format reizt ihn "der Deutsche als Europäer". 2008 will Petoschu "ein bisschen auf Reisen gehen". Auch, um "einen neuen Ollen Hansen zu finden. Natürlich ohne den Schornstein.""Das sind keine Memoiren. Da gibt es nichts Privates"