Fünf niedergelassene Augenärzte haben eine Gemeinschaftspraxis in einer umgebauten Station des Evangelischen Krankenhauses eröffnet. Praxen in den Stadtteilen wurden geschlossen. Allerdings befindet sich eine Zweitpraxis in Speldorf

Es riecht noch ein wenig nach Farbe, in einigen Räumen hängen Kabel aus der Decke und manches Türschild ist ein Provisorium. Aber das Patientenaufkommen im Empfangsbereich des "argus augen zentrums" im Evangelischen Krankenhaus zeigt: Hier läuft der Praxisbetrieb. Seit Anfang des Monats praktizieren fünf niedergelassene Mülheimer Augenärzte auf den 540 Quadratmetern der alten Station 22.

Die ehemaligen Patientenzimmer mit 25 Betten wurden in einer zwölfmonatigen Umbauphase für 850 000 E komplett renoviert. Die fünf Ärzte - Harald und Bernd Bachtrop, Nicola von der Ohe, Herbert Rösing und Dorothee Winter-Virreira - waren alle über zehn Jahre in eigenen Praxen in der Stadt tätig. "Jeder hatte sich ohnehin auf ein Fachgebiet spezialisiert," berichtet Nicola von der Ohe, deren Praxis in Speldorf lag, "So haben wir schon vor längerer Zeit beschlossen, unser Schwerpunkt-Wissen unter einem Dach zu bündeln."

Ob operative Eingriffe, Laserbehandlungen, Diagnostik bei Star-Erkrankungen, Kontaktlinsen-Anpassung oder Sehschule - all das könne man nun den Patienten anbieten. Von der Ohe lobt die optimale Ausstattung in der Großpraxis. Vertretungen seien leichter zu leisten, die Sprechstundenzeiten flexibler. So stehen die Ärzte auch am Mittwoch- und Freitagnachmittag zur Verfügung. Freitags vor allem für Patienten, die kurzfristig eine Untersuchung wünschen.

Dass die Wartezeiten kürzer sind, davon ist das Ärztequintett überzeugt, "sofern man nicht auf einen bestimmten Arzt festgelegt ist". Die Nähe zur Augenklinik wird als großer Vorteil gesehen: Patienten, die nicht ambulant behandelt werden könnten, müssten nur über den Hof gehen. "Die zeitlichen Abläufe sind dadurch deutlich gestrafft," betont Harald Bachtrop, der mit seinem Bruder Bernd eine Praxis in Broich hatte. Mancher Patient würde sonst vielleicht eher erst nach Hause gehen und so viel wertvolle Zeit verlieren.

Ihre Praxen in Saarn, Speldorf, Broich, Stadtmitte haben die fünf Ärzte geschlossen, sehen die neue zentrale Lage als Vorteil. Einen möglichen Vorwurf, die Stadtteile seien nun augenärztlich unterversorgt, wollen sie nicht gelten lassen. Eine Zweigstelle in Speldorf (Duisburger Str.) sei Montag und Mittwoch besetzt. "Dass jeder Stadtteil wie früher eine Vollversorgung hat, wird's nicht mehr geben" sagt Dr. Rösing und verweist auf die wirtschaftliche Seite.

Harald Bachtrop betont, dass er in Broich auch Patienten aus Saarn, Selbeck und dem Norden hatte. "Deren Wege sind jetzt kürzer". Dorothee Winter-Virreira, seit 1977 als Fachärztin in der Stadt, erinnert daran, dass sich Augenärzte traditionell im Zentrum niedergelassen hätten. Wie auch die fünf weiteren niedergelassenen Augenärzte Mülheims.