Mit "Strategien und Denken" eines Mittelständlers steigern Hütten-Gesellschaften klar den Umsatz.Eisen- und Stahlguss bis Ende 2008 ausgelastet. Boom beim Schiffsbau. Gute Chancen für Windenergieanlagen
BILANZ DER FRIEDRICH WILHELMS-HÜTTE Stahl und Maschinenbau boomen. "Die Old Economy macht Spaß", sagt Heinz Wiebelhaus. Als Mitglied der Geschäftsführung der Georgsmarienhütte Holding und kaufmännisch Verantwortlicher für die Bereiche Eisen- und Stahlguss der Friedrich Wilhelms-Hütte macht sie ihm doppelt Freude. Die wirtschaftliche Situation ist gut, ebenso die Ergebnisprognose für die Zukunft. "2008 sind wir bereits ausgelastet." Bei Zylinderblöcken für den Schiffsbau sei die Produktion "wegen der sehr hohen Nachfrage bis weit nach 2010 gesichert", so Wiebelhaus.
Seit dem 1. Oktober 2001 gehört die Friedrich Wilhelms-Hütte nicht mehr zu Thyssen-Krupp. "In der Summe haben wir operativ seither immer positive Ergebnisse erzielt", sagt Wiebelhaus. Sorgenkind war allerdings der Eisenguss. "2004 hatten wir ein schlechtes Jahr." Die Konjunktur kam den Gießern dann entgegen. Vor allem aber wirkten sich "durchaus antizyklisch" getätigte Investitionen und strategische Entscheidungen aus.
Insgesamt verzeichnete die Hütte "eine eklatante Erhöhung der gesamten Umsatzleistung". Beim Eisenguss stieg der Umsatz von 2002 bis 2007 von 28,3 auf 52,3 Mio E. 30 % Anteil hatte der Bereich Zylinderblöcke. Einzelstücke von fünf bis über 80 t werden an der Ruhr gefertigt. 20 % Umsatzanteil verzeichnete die Windenergie, 18 % der Maschinenbau, 16 % sind es jeweils bei Turbinen-Gehäusen und Kokillen.
Beim Stahlguss (seit Anfang 2006 sind die Geschäftsfelder gesellschaftlich getrennt) stieg der Umsatz in der gleichen Zeit von 26,9 auf 43,5 Mio E. Bei "Oil Tools", also der Ausrüstung für Bohrinseln, verzeichnete die Hütte ein "überdurchschnittliches Wachstum." Der Bereich hat 55 % Anteil am Umsatz. Die weiteren Felder: Verschleißsektor (Schredderhämmer, Bergbauanlagen): 21 %; Fahrzeugbau (vornehmlich Panzerstahlguss): 19 %; Guss am Bau: 5 %. Dass die Hütte "höchste qualitative Anforderungen bedienen kann", zeichnet sie auf dem Weltmarkt aus. "Trotz enormer Kosten sind wir wettbewerbsfähig", so Wiebelhaus.
"2004 haben wir im Eisenguss die Sparte Windenergie neu ins Portfolio genommen." Rund 10 Mio E Jahresumsatz werden hier gemacht. "Interessant", so der für den technischen Bereich zuständige Geschäftsführer Reiner Eschen, "sind für uns die Fünf-Megawatt-Anlagen im Offshore-Bereich. Da sehen wir eine große Chance für die Zukunft" - auch weil die Hütte auf anspruchsvolle und besonders schwere Gussteile spezialisiert ist. Naben für diese Windräder wiegen etwa 45 t.
Mittelständisch geprägt wurden "Strukturen und Denken" in der Hütte. "Es gibt hinter diesem Unternehmen keine Konzernkasse, in die wir greifen können, wenn es mal nicht optimal läuft", macht Wiebelhaus klar. Die weltweit steigende Nachfrage kommt der Gießerei generell entgegen. "Wir sind glücklicherweise derzeit in der Lage, Kostensteigerungen an den Markt weiterzugeben", sagt Wiebelhaus. Das befreit den Betrieb dennoch nicht "vom Zwang zur Rationalisierung". Um erfolgreich zu bleiben, braucht die Hütte pro Jahr laut Wiebelhaus "rund 3 % Produktivitätsfortschritt. Denn der Kostendruck wird bleiben."
Nicht nur das: Er wird wachsen. Ende 2007 läuft "ein Mehrjahresvertrag" für die Stromversorgung aus. Die Energiekosten haben bereits einen Anteil von "15 bis 20 % an der Gesamtleistung". Wiebelhaus geht allerdings ab 2008 "von deutlichen zweistelligen Preiserhöhungen aus."