Unter dem Motto "Zukunft sozial gestalten" diskutierte der VdK Kreisverband in der Stadthalle. Viele Fragen zum Wohnen im Alter. Einsatz gegen die Angst. Kritik an der Zerschlagung der Versorgungsämter

Mülheim ist die "älteste" Stadt in NRW - rund 30 Prozent der Einwohner sind 65 Jahre und älter. "Der VdK Sozialverband versteht sich als Stimme der Senioren und sieht sich als Mittler, Mahner und Macher um deren Interessen durchzusetzen", sagte der Landesvorsitzende Ulrich Schmidt bei der jährlich stattfindenden Senioren- und Behindertenfeier in der Stadthalle.

Neben der großen Politik ist immer wieder das Wohnen im Alter ein Top-Thema - gerade unter den Mülheimer Senioren: Wo will man leben, wenn man alt wird und wenn man mehr und mehr auf Hilfe angewiesen ist? Kann man zuhause betreut werden, muss man umziehen oder gar in ein Heim? "Die Menschen beschäftigen sich schon früh aktiv mit diesen Fragen. Ein großes Ärgernis ist für viele die fehlende Mobilität", sagt Helmut Storm vom Seniorenbeirat. Auch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld will den Senioren ein "möglichst langes selbst bestimmtes Leben" ermöglichen. Eine senioren- und behindertengerechte Stadt sei die "Zielmarke für die nächsten Jahre". Dazu gehöre neben der Barrierefreiheit der Innenstadt auch die der Außenbezirke.

Ein weiteres Problem ist neben der Mobilität die subjektiv empfundene Angst. "In manche Gegenden traut man sich einfach nicht mehr", erklärt Helmut Storm. Die Oberbügermeisterin möchte deswegen vor allem die Partnerschaft der Polizei und des städtischen Ordnungsdienstes verstärken.

Aber schon kleine Alltagstätigkeiten, wie Einkaufen oder mal eine Glühbirne austauschen, werden im Alter zunehmend zum Problem. "Die Stadt hat dazu das Projekt der haushaltsnahen Dienstleistung ins Leben gerufen", berichtet die OB. Das Netzwerk soll eben diese Dienstleistungen zu vertretbaren Preisen anbieten und so einen kleinen Teil zur seniorengerechteren Stadt beitragen.

Ein großes Ärgernis für Senioren in ganz NRW ist momentan die Zerschlagung der Versorgungsämter: Die Aufgaben der elf Ämter in NRW sollen nach dem Willen der Landesregierung ab 2008 auf die Kommunen verteilt werden. Dabei sind die Versorgungsämter traditionell der Ansprechpartner etwa beim Antrag auf Anerkennung einer Schwerbehinderung. "Wir haben gute Erfahrungen mit den Ämtern gemacht und hoffen immer noch, dass die Landesregierung den Entscheid rückgängig macht", sagt Hugo Hemb vom VdK Kreisverband Mülheim.

Durch die Zerschlagung gehe Bürgernähe und Qualität verloren. "Das geht natürlich zu Lasten der Senioren", so Hemb weiter. Noch im September haben 2500 Mitglieder des VdK vor dem Landtag demonstriert, "Aber man hat nicht auf uns gehört, die Argumente wurden noch nicht einmal ausgewertet. Das ist nicht fair", ärgert sich auch der VdK landesvorsitzende.