Ortsunübliche Werbung gab es gestern mittag auf dem Rathausmarkt: Während Händler ihre Hänger vom Platz ziehen, fährt RWE-Chef Jürgen Großmann im offenen Elektro-Smart vor, die Oberbürgermeisterin auf dem Beifahrsitz.

Der Energiemanager hält eine blaue Box in die Kameras: den „intelligenten Stromzähler” (smart meter), der Mülheim zur „Modellstadt für moderne Messtechnik” machen soll. Was das Kästchen, dessen Software noch entwickelt wird, spätestens 2009 können soll, wird im Sitzungssaal per Laptop erläutert: über das Internet anzeigen, welche Elek-trogeräte im Haus gerade eingeschaltet sind, wie viel Strom sie verbrauchen – „letztendlich eine Verhaltensänderung bewirken”, sagt Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsmitglied von RWE Rhein-Ruhr. Der Energiekonzern muss etwas tun: Allein im letzten Jahr gingen 250 000 Stromkunden verloren. RWE setzt auf neue Produkte, und so sagt auch Großmann, die schlauen Zähler seien nur ein erster Schritt. Als nächstes kämen „innovative Tarifmodelle”, Strompreise abhängig von Tageszeiten, vielleicht Flatrates. Mülheim sei für den zwei- bis dreijährigen Versuch ausgewählt worden, weil es „die richtige Größe” habe und zentral im Netzgebiet liege. Dagmar Mühlenfeld äußert sich „begeistert” und hofft auf „Wissenszuwachs”, besonders in Schulen, die mit als erste „smart meter” bekommen. In rund 100 öffentlichen Gebäuden werden sie ab sofort installiert, bis zum Jahresende folgen 10 000 Stromzähler in Privathaushalten. Man will nach Stadtteilen, Straßenzügen vorgehen. Mit schließlich 100 000 „intelligenten” Geräten sollen die Mülheimer genauer als alle anderen ihren Stromverbrauch messen können. Was es spart, muss man sehen.