Ruhrbanium-Investor Kölbl Kruse gibt sich unbeeindruckt von den Bedenken, die gegen das Projekt laut wurden.
Erst Umbau, jetzt Abriss: Die Planungen für das Ruhrbanium, das am einen Ende der Innenstadt als Kaufhof-Nachfolger Einzelhandelsmagnet werden soll, sind im Fluss. Beim Projektentwickler Kölbl Kruse strickt man nach dem Auftritt auf der Immobilienmesse Expo Real an der Detailplanung. Geschäftsführer Thomas Fink äußerte sich im WAZ-Gespräch zu Zweifeln aus der Branche, ob das neue Einkaufscenter auf gutem Nährboden stehen wird.
1. Kölbl Kruse hat bisher im wesentlichen Bürogebäude entworfen, die Referenzliste weist erst ein kleineres Einzelhandelsprojekt in Dresden auf. Fink dazu: „Wir haben im Vorfeld recherchiert, von externen Beratern Rat eingeholt und haben Gespräche mit potenziellen Nutzern geführt, die nicht vor Ort sind, deren Nutzungskonzepte nicht unbedingt in den flächenlimitierten Bestand an der Schloßstraße passen, und die Mülheim daher in letzter Zeit gar nicht erreichen konnte. Ihr Interesse hat uns schnell den Eindruck vermittelt: Das kann klappen.” Fink verweist auf Kölbl-Kruse-Projekte an Duisburgs Innenhafen. Dort sei man anfangs ebenso kritisch beäugt worden. „Aber ich denke, wir haben dort in den letzten zwölf Jahren einen guten Job gemacht.”
Höhere Mieten als auf Schloßstraße zu erzielen
2. Knapp mehr als 100 Millionen Euro soll der Ruhrbanium-Bau kosten. Die Mieten für Einzelhandelsflächen in Mülheim sind aber im Keller. „Keine Bank der Welt wird das finanzieren”, sagte jüngst ein Branchenkenner zur WAZ. Fink entgegnet, die wirtschaftliche Betrachtung habe ergeben, dass man höhere Mieten als auf der Schloßstraße verlangen könne – „die werden auch bezahlt”.
3. Das Ruhrbanium wird ein zweites Obergeschoss haben. Handelsimmobilien-Experte Eckhard Brockhoff sagt: Mehr als eine Spielhalle, vielleicht noch Gastronomie mit Blick auf die Ruhr, bekommt man da nicht rein. Es sei denn, es gelänge, einen Elektromarkt dort hinzuholen. Kölbl Kruse verfolgt das Ziel, zwei Ankermieter für Flächen vom Erd- bis zum weiten Obergeschoss zu gewinnen. Laut Fink führt man auch Gespräche mit einem Elektronik-Anbieter. Andere potenzielle Hauptmieter könnten neben dem Supermarkt im Untergeschoss aus dem Textil- oder Buchhandel kommen. Im 2. OG werde man dazwischen Angebote zu platzieren versuchen, die nicht auf Laufkundschaft angewiesen seien, etwa zeige eine Frisör-Kette Interesse. Die Verhandlungen mit möglichen Ankermietern habe Vorrang, mit ersten Vertragsabschlüssen rechnet Fink Anfang 2010. „Mit den Ankermietern ziehen wir dann weitere Mieter ins Boot.”
„Ich bin fest davon überzeugt, dass die Schloßstraße partizipieren wird.”
4. Immer wieder wird festgestellt: Mülheim krankt an einem Überangebot an Handelsfläche. Im Ruhrbanium sollen 15 500 bis 17 500 m2 geschaffen werden. Forum-Geschäftsführer Wolfgang Pins befürchtet negative Auswirkungen für die City, auch anderswo ist zu hören: Mieter von der Schloßstraße werden ins Ruhrbanium streben, etwa Deichmann. Fink glaubt nicht, dass die Schloßstraße leiden wird: „Wir haben nicht vor, hier irgendeine Konkurrenzveranstaltung zu starten. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Schloßstraße partizipieren wird.” Das Ruhrbanium sei neben dem Forum der zweite wichtige „Knochen” für die City. Er werde die Kunden über die Schloßstraße locken.
5. Das Ruhrbanium sei aller Bedenken zum Trotz in der Lage, Kunden aus den Nachbarstädten nach Mülheim zu locken, sagt Fink. Dafür werde die Verbindung zum Wasser mitsamt neuer Gastronomie sorgen. Außerdem könne das Ruhrbanium mehr Kaufkraft Mülheimer Bürger in die City zurückholen.
6. Ein Einkaufscenter ist nur so gut wie sein Management. Das Ruhrbanium muss bespielt werden mit Veranstaltungen und Aktionen, es muss zwischen den Läden Wohlfühl-Atmosphäre produziert werden. Kölbl Kruse, Vermarktungspartner Silvio Fleischer, auch Eigentümer Jochen Hoffmeister haben keine Erfahrung im Center-Management. Dessen sei man sich bewusst, so Fink. Deshalb führe man diesbezügliche Gespräche. Denkbar sei eine Fremdvergabe, aber auch, dass man es mit dem eigenen Facility Management mache.