Insgesamt 30 Polizisten und zahlreiche Sicherheitskräfte mussten bei der 35. Stadtmeisterschaft im Hallenfußball in Mülheim eingreifen. Nach Ausschreitungen gab es zwei verletzte Spieler von Galatasaray und einen verletzten Zuschauer. Folge: Abbruch

RTL und WDR drehten am Tag danach an der Stätte der Schande, aus ganz Deutschland wollten Zeitungen und Online-Dienste wissen: Was war da los? Mülheim in den Schlagzeilen. Traurig. Schockierend. Der Tiefpunkt der Stadtmeisterschaft im Hallenfußball. Es war die 35. Auflage dieser Veranstaltung, zum ersten Mal gab es keinen Sieger. Sondern nur Verlierer. De vielen Anhänger, die einfach nur Fußball sehen wollten, waren ebenso entsetzt wie viele Spieler, Trainer, Verantwortliche, Vereinsvertreter. Zahlreiche Kinder in der Halle hatten Angst. Der Veranstalter brach nach den Ausschreitungen die Stadtmeisterschaft nach Absprache mit Polizei und Ordnungsamt ab. Die Schuldfrage konnte nicht geklärt werden, viel zu viele waren an den Tumulten beteiligt. Wie es weiter geht, ist noch völlig offen, ein Treffen des Verbandes Mülheimer Fußballvereine und möglicherweise weiteren direkt oder indirekt Beteiligten soll zeitnach stattfinden, kündigte der Verband an. Sechs Spiele lang war vor rund 1600 Besuchern alles fair und friedlich gelaufen. Dann das erste Halbfinale, Galatasaray gegen Rot-Weiß Mülheim. Die Mannschaften schenkten sich nichts. Galas Abed Laktab gelang nach der Pause das 1:0, kurz darauf die ersten Tumulte. Nach einem Foul erhielt Laktab zu Recht die Gelbe Karte, was zwei Minuten Bankstrafe bedeutet. Aufgebracht beschimpfen Anhänger aus dem Gala-Block die Schiedsrichter, aus dem Rot-Weiß-Block – direkt vor ihnen sitzen die Spieler, Trainer, Betreuer von Gala – fliegen Konfetti und Trinkbecher. Im Tor bekommen sich Gala-Keeper Aik Onukogu und Rot-Weiß-Stürmer Said Kousri in die Haare – beide erhalten Rot. Zu Recht. In Überzahl – drei gegen zwei – erzielt Daniel Weinbach das 1:1. Es scheint, als habe sichweit mehr als die halbe Halle, egal welcher Fan-Couleur, mit Rot-Weiß verbrüdert. Es köchelt schon. Laktab erzielt das 2:1, die Gala-Spieler feiern das Tor gestenreich und demonstrativ – genau wie wenig später Joachim Bohra. Der Spielertrainer von Rot-Weiß ist im Jubel über sein 2:2 kaum zu halten. Es kocht gewaltig. 2:43 Minuten vor Schluss erhält Galas Hakan Turna Gelb wegen eines Fouls – zu Recht. 1:19 vor Schluss erhält Galas Torwart Ömer Alikilic Gelb. Er war ermahnt worden wegen Zeitspiels, meckerte dann. Gala hätte mit zwei gegen vier spielen müssen – die Situation eskalierte. Es krachte plötzlich scheinbar überall. Tumulte im Gala-Block, Fans stürmen aufs Feld, Polizei und Ordner drängen sie zurück. Aufgebrachte Spieler und Trainer auf dem Parkett, sie bedrängen den Schiedsrichter. Überhaupt: viel zu viele Menschen auf dem Feld, die dort nichts zu suchen haben. Offensichtlich gewaltbereite „Fans” im Block des VfB Speldorf, die aus Essen und Velbert angereist waren, und andere Zuschauer höhnen „Auf Wiederseh'n”, als die Gala-Spieler wutentbrannt zur Kabine gehen. Sie wollen nicht mehr und kommen einem Abbruch der Partie zuvor. Vor dem Block kommt es zu Wortwechseln und dann zu Schlägen. Hooligans aus dem Speldorf-Block sind beteiligt, Spieler, Trainer, längst auch Anhänger von Gala. Ein Zuschauer und zwei Spieler werden verletzt: Murat Eraslan (Schädelprellung) musste im Krankenhaus behandelt werden, Selim Akbas hatte Verletzungen im Gesicht. Eine halbe Stunde später, als Jochen Guß, der Vorsitzende des Veranstalters, die Titelkämpfe aus Sicherheitsgründen für beendet erklärt, war der Fußball in Mülheim an diesem Tag längst beerdigt.