Mülheim soll die nationale Wiege für die Entwicklung elektronischer Spiele werden.
Einen entsprechenden Förderantrag für die „Games Factory” haben Mülheim & Busines GmbH, Uni Duisburg/Essen, Mediadesign Hochschule Düsseldorf und Fachhochschule Köln gemeinsam bei der Landesregierung gestellt. Chefwirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier zeigte sich gestern zuversichtlich, dass die Spiele-Fabrik den Zuschlag erhalten wird. Verteilt auf drei Jahre würden dann 1,2 Mio € nach Mülheim fließen. 80 % kämen aus dem Ziel-II-Fördertopf des Landes, den Rest müssten die vier Hauptpartner selbst aufbringen. Derzeit läuft die Suche nach einer geeigneten Immobilie mit 3000 m2 Bürofläche, in die Spiele-Entwickler ziehen sollen. 40 Interessenten sind schon im Boot. „Wir suchen aber noch weitere”, erklärt Schnitzmeier. Das Mülheimer Entwicklerstudio Crenetic hat sich bereits entschieden, in die geplante Fabrik zu ziehen. Carsten Widera-Trombach, der die Firma im April übernommen hat, produziert mit seinen acht Festangestellten, zwei Auszubildenden und einem Stab von Freien Mitarbeitern an der Hingbergstraße Spiele für Kinder, Computer, Nintendo DS und andere Konsolen-Anbieter. In der Factory sieht er eine große Chance. Widera-Trombach: „Der Umsatz mit Computerspielen übersteigt den für Musik und Film, aber nur 5 % der Produkte kommen aus Deutschland.” Und dabei sei die Bundesrepublik gemeinsam mit den USA nach Korea und Japan der größte Absatzmarkt. „Hier wird der Trend zu Konsolen verschlafen”, erklärt der Experte. NRW sei inzwischen zwar „weit vorn”. Die unterschiedlichen Dienstleistungen wie Entwicklung, Ton, Bild oder Vertrieb seien deutschlandweit aber „sehr zersplittert”. Widera-Trombach: „Die Games Factory bietet die Chance, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.” Die Unternehmen, die in die geplante Mülheimer Fabrik kommen, sollen nicht auf sich allein gestellt sein. Ein aus dem Ziel-II-Topf bezahlter „Cluster-Manager” soll Netzwerke aufbauen und Synergieeffekte heben. Jürgen Schnitzmeier beschreibt das Ziel, das die Landesregierung vorgegeben hat: „Nordrhein-Westfalen soll die stärkste wissensbasierte Region der Welt für Kultur- und Kreativwirtschaft werden.” Aufgabe der Wirtschaftsförderung sei es deshalb, Firmen der Branche hier anzusiedeln. Mit den Fachhochschulen in Düsseldorf und Köln als Projektpartner beziehe man ausdrücklich auch die Rheinschiene mit ein. Wissenschaftlichen Sachverstand soll das an der Uni Duisburg/Essen geplante Games Technology Competence Center NRW beisteuern. „Wir ergänzen uns sehr gut”, meint der Informatiker Jörg Liesenhorst. Er und die anderen Partner haben auch die Finanzierung insbesondere junger Unternehmen im Auge, die elektronische Spiele entwickeln. Die NRW-Bank unterstützt das Projekt. Von ihr wird die Gewährung günstiger Kredite erwartet. Übrigens: Sogenannte „Ballerspiele”, darin sind sich alle Beteiligten einig, sollen in der Mülheimer Fabrik keine Chance haben. „Wir setzen auf seriöse Spiele”, versichert Projektleiter Thomas Müller. Der Schwerpunkt liege eindeutig auf dem spielerischen Lernen, der Unterhaltung und auf der Fitness. Gehirnjogging und Walking sind inzwischen auch per Computer möglich.