Die Tangente ist für Befürworter in Styrum der richtige Weg in die Zukunft und für die Vermarktung von Werksgelände. Kritiker fürchten Auswirkungen auf den Handel vor Ort. Zumindest für den Verkehr liefe rein rechnerisch alles glatt
Die „Tangente Styrum” ist bislang nicht viel mehr als ein dicker Strich auf Verkehrsplänen. Für die einen ist sie aber ein hoffnungsvolles Signal. Verbindet sich doch mit ihr die bessere Erschließung und Vermarktung des Mannesmann-geländes nahe der Dümptener Straße. Kritiker hingegen fürchten, dass die projektierte Querverbindung in Einheit mit dem geplanten Baumarkt dem verbliebenen Einzelhandel längs der Oberhausener Straße endgültig das überlebenswichtige Kundenpotenzial abzieht. So oder so: Die Strecke bietet Diskussionsstoff. Auch über die erwarteten Verkehrsströme. Mit rund 3700 Fahrzeugen am Tag rechnet ein Gutachter, wenn auf 13 600 m2 Grund der Baumarkt mit 8700 m2 Fläche, ein angegliederter Pflanzenmarkt und ein Drive-in-Bereich realisiert werden sollten. Rund 70 % der Kraftfahrzeuge kämen aus den südlichen Stadtteilen, 30 % würden aus dem Norden anfahren – wobei sie insgesamt zu 60 % über die Mannesmann-Allee und zu 40 % über die Oberhausener Straße gesteuert würden. Die Verkehrsuntersuchung stellte zuletzt Klaus-Dieter Kerlisch, der Leiter des Amtes für Verkehrswesen, im Planungsausschuss vor. Dort machte er auch deutlich: Unlösbare Probleme an bestehenden Verkehrs-Knoten sind nicht zu erwarten, in der Regel sind die Auswirkungen eher gering. Die Berechnung hat übrigens Verkehrsspitzen, also den Berufsverkehr, berücksichtigt. Die Kreuzung Mannesmannallee/Fritz-Thyssen-Straße müsste baulich angepasst werden, ebenso sollte an der Dümptener Straße, Neustadt- und Marienstraße der zufließende Verkehr abgebunden werden, so die Verwaltung. Der Baumarkt soll der Türöffner für die Tangente und die Vermarktung von weiteren 90 000 m2 freiem Werksgelände werden. Die Grünen kritisieren, dass Vermarktungsbemühungen vor Ort die Stadtteilentwicklung bestimmen. Für ihren planungspolitischen Sprecher Hubert Niehoff sind die Befürchtungen der Styrumer Händler „nicht unbegründet”. Bei der SPD sieht man die Urheberschaft anders: „Über die Tangente wird seit fast zehn Jahren geredet. Da war der Baumarkt noch kein Thema”, so Ratsherr Wilfred Buß. Sein Fraktionskollege Heinz Braun glaubt, dass der Baumarkt letztlich hilft, „Kaufkraft in der Stadt zu halten”. Für die CDU ist der Markt in Styrum erst der Anfang. Heinrich Schumacher: „Wir haben dort insgesamt fast 110 000 m2 zu vermarkten. Und zwar Industriefläche. Da wollen wir mehr hinhaben.” Engpässe sind aus Sicht der Stadt auch dann nicht absehbar. Die Mannesmannallee befahren bis zu 22 000 Wagen täglich, 12 000 sind es auf der Oberhausener Straße, 8000 kann die Tangente aufnehmen. Kerlisch: „Da ist noch jede Menge Spielraum.”