Unicef: Die negativen Meldungen kommen häppchenweise. Nun entzog das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) der Hilfsorganisation das Gütesiegel für Seriösität wegen undurchsichtiger Verwendung von Spendengeldern.
An der Basis ist man verärgert über das Verhalten der Unicef-Führung. Mit Ingrid Goertz (60), Leiterin der Arbeitsgruppe Mülheim/Oberhausen sprach WAZ-Mitarbeiterin Kristina Mader.
Wie stehen Sie zu der Entscheidung des DZI, Unicef das Spendensiegel zu entziehen?Ingrid Goertz: Ich finde das nur konsequent. Schließlich war Unicef nicht ehrlich und so kann man nicht erwarten, dass Menschen Vertrauen in eine Organisation haben. Man hätte von Anfang an anders reagieren sollen, direkt und offensiv mit allen Details an die Öffentlichkeit gehen sollen.
Wie haben sich die Skandale um Unicef in den vergangenen Monaten auf das Geschäft in Mülheim ausgewirkt?Ingrid Goertz: Im Winter- und Frühjahrsgeschäft haben wir kaum etwas bemerkt, der Umsatz im Grußkartenverkauf ist nur leicht zurück gegangen. In unsere Filiale an der Dimbeck und in die Außenstellen kommen genauso viele Menschen wie zuvor. In der Vorweihnachtszeit haben wir zwischen zwölf und 20 Kunden am Tag. Nur die Spenden, die wir auf dem Weihnachtsmarkt oder auf anderen Veranstaltungen gesammelt haben sind seitdem weniger geworden.
Wie haben Kunden und Mitarbeiter reagiert?Ingrid Goertz: Bei vielen ist das Vertrauen weg. Und das ja auch zu Recht. Manche haben uns an den Ständen angesprochen, einige haben geschimpft, andere hatten Mitleid. Die 26 Mitglieder der Arbeitsgruppe wollen sich aber weiterhin für Kinder engagieren.Was wollen Sie in Zukunft tun, um das Vertrauen wieder aufzubauen?Ingrid Goertz: Das wichtigste ist, offen zu sein, für Fragen und Diskussionen, den Menschen zu zeigen, dass man auch selbst enttäuscht und wütend ist. Und wir fordern Konsequenzen: Mehr Transparenz, Kontrollen und integere Personen, die die Geschäfte führen. Unicef sollte nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden, das nur auf maximalen Gewinn aus ist. Der gute Zweck heiligt nicht alle Mittel.