25 Künstler präsentieren am Wochenende ihre Werke im Haus an der Auerstraße 20 – vom Keller bis unters Dach. Um das Haus ranken sich gänsehauttreibende Legenden.
Um das Haus an der Auerstraße 20 ranken sich die gänsehauttreibenden Legenden. Viel Leid hat sich in diesen Wänden abgespielt. In den 1990er Jahren lebte eine Gruppe von Bhagwan-Anhängern dort, die einer Hetzjagd ausgesetzt waren. Und bei den Bewohnern aus Jugoslawien war es zu einem blutigen Familienstreit gekommen. „Stich ins Herz – tot”, titelte eine Tageszeitung am 29. September 1989. Als Detlef Kelbassa den Keller aufräumte, hat er ausgerechnet ein Messer mit schwarz verkrusteten Flecken gefunden. Schön eingerahmt hinter Glas ist es nun Teil der Ausstellung.
Die „bösen Geister” im Auerstraßen-Haus werden nun ganz kreativ vertrieben – mit Kunst. „Purgatio”, also Reinigung, ist die eintrittsfreie Ausstellung am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr, überschrieben. Von einer „Kunstbesetzung im Leerstand” spricht Eigentümerin Heike Plaszyk. Baldmöglichst will sie die Wohnungen wieder vermieten, wobei der große Raum mit Schaufenster im Erdgeschoss ein Kunstraum mit wechselndem kulturellen „Halbstünder-Programm” jeden letzten Freitag im Monat bleiben soll. Als Galerie wurde das Ladenlokal bereits von dem jungen Künstler Jan Ehlen und seinen Mitstreitern von der „ZeitgenossenSchafft” entdeckt. Sie sind aber wieder raus.
Vorübergehend für nur zwei Tage ist das ganze Haus jetzt bis in den letzten Winkel voll Kunst – vom Keller bis unters Dach. Für die Sonderschau haben Heike Plaszyk, freiberufliche Architektin und selbst Künstlerin, sowie die beiden Kreativen aus Oberhausen Corinna Kuhn und Detlef Kelbassa Kollegen aus dem ganzen Ruhrgebiet zusammengetrommelt: 25 Künstler präsentieren ihre Werke. Entstanden ist ein buntes Kaleidoskop quer durch alle Genres. Die sehenswerte Schau ist mit viel Humor und Fantasie angereichert: Von der wundersamen Wandlung eines String-Tangas zum raumfüllenden „Die.Sein”-Objekt von Claudia Buch über die mit Malerei verzierten Spieluhren von Martina Deli bis zum leuchtenden Pissoir im Keller von Guido Berndsen betreiben die Künstler ihre kreative Spurensuche in diesem Haus. Schon am Eingang wird der Besucher von bunten Fabelwesen empfangen, die von Detlef Kelbassa stammen. Mit Dieter Bleckmann, Peter Helmke, Eva Henning, Janet Kempken, Kuno Lange, Rona Nekes, Jens Piske und Heike Plaszyk sind auch Mülheimer dabei.
Von einer ganz anderen Seite zeigen sich Peter Helmke und Bildhauer Kuno Lange – ganz schön verspielt. Helmke, der für seine kühlen Kunst-Experimente via Computer bekannt ist, schafft wunderbar filigrane, mystische Motive auf Kaffeepads. Mit seinen witzigen Figuren aus Pappmaché in Kisten, die an ein Bühnenbild erinnern, erzählt Kuno Lange kleine Geschichten. Und er ist auch als Schauspieler zu sehen: In sechs Filmen, die er zusammen mit Jens Piske über einen ehemaligen Bewohner des Hauses gemacht hat. Was wohl Herr Schmidt alles an der Auerstraße 20 erlebt hat?