Die Speldorfer sorgen sich über die Entwicklung ihres Stadtteils. Vor allem fehlt ihnen bald ein Lebensmittelmarkt im Vorort-Zentrum. Pluspunkt: Inhaber geführte Läden. Auch das Wohn- und Betreuungsangebot für ältere Menschen findet Lob.
Sonne, knackige Kälte, nette Marktstände. Ein schöner Wintertag. Geeignet, die Stimmung zu heben. Doch am Depot ist dicke Luft. Die Speldorfer sind sauer: Über die Entwicklung ihres Stadtteils, über den Verkehr, die zugeparkte Baakendorfer Straße, über Verspätungen auf der Bahnlinie 901, über die fehlende Grüne Welle auf der Saarner Straße, über den anhaltenden Rückzug der Lebensmittelläden aus dem Ortsteilzentrum. Vor allem aber über das Depot. Die Rollende Redaktion ist vorgefahren. Das WAZ-Mobil steht neben dem „Stuttgarter Wagen”. Vor knapp elf Jahren wurde die Straßenbahn als Blickfang vor die Passage gesetzt. Mittlerweile ist sie nur noch ein besserer Schrotthaufen. Und für viele ein Ärgernis. „Wir versuchen was zu bewirken und würden gerne mehr machen, aber bei den Depot-Betreibern besteht kein Interesse”, ärgert sich Andrea Fleck. Die Geschäftsfrau und Vertreterin der Interessengemeinschaft Speldorf (IGS) fühlt sich wie im ermüdenden Kampf gegen Windmühlen. Immer wieder, sagt sie, sei der Vorstand an die Verwalterin und die Eigentümer herangetreten. Die Reaktion - gleich null. Die Erfahrungen haben auch andere gemacht. Zahlreiche Speldorfer drängen sich am Mobil. Vor allem ältere sind gekommen, um Druck abzulassen: „Man muss sich nur andere Vororte angucken. In Saarn, da klappt alles, hier klappt nichts”, ärgert sich ein Mann. „Speldorf ist tot”, meint gar Sabine Böck. Eine ältere Frau wählt Alternativen: „Ich fahre nach Styrum oder Duisburg zum Markt. Dort bin ich in zehn Minuten.” „Es ist ja gar nichts mehr hier”, sagt auch Marga Hollmann. „Es hat ja nicht jeder ein Auto”, meinen zwei Rentnerinnen. „Wir alten Leute müssen jetzt in die Stadt fahren”, fürchtet Margareta Möller. „Ich kann es ja noch, aber wer weiß, wie lange ich das schaffe”. Susanne Rösch bedauert: „Es fehlt ein Schreibwarenladen, ein kleines Blumengeschäft, eine nette Boutique.” Früher sei das Angebot einfach besser gewesen. Accos weg aus der Mitte, Aldi verlagert, Plus fort, dann KiK, nun noch Penny - das ärgert alle. Dabei übersehen sie offenbar auch gerne, was sie noch haben: „Es sollte den Speldorfer interessieren, dass die Inhaber geführten Läden bestehen bleiben”, findet Fleck. Und: „Die Leute können alle gut motzen, aber keiner setzt sich wirklich ein.” „Warum nimmt man Parkgebühren am Flockenweg. Das macht doch keinen Sinn, die paar Parkplätze dort zu bewirtschaften”, findet Nikola Hofer. Die Apothekerin sieht die Entwicklung allgemein skeptisch. Und auch sie meint: „Hier fehlt ein Laden im Zentrum.” Ihre Idee: „Ein Shuttlebus, der zweimal vormittags” Kunden anbindet. Einer, der sich täglich um die Sorgen der Speldorfer kümmert, ist Bezirksvorsteher Gerhard Allzeit. Auch er fürchtet, sollte der Depot künftig nicht mehr für Kunden interessant sein, droht mitten im Stadtteil ein großes Problem. Er will mit den Eigentümern ins Gespräch kommen.: „Wir müssen wissen: Welche Vorstellungen haben sie?” Die Nahversorgung hat auch aus seiner Sicht gelitten. Verkehrsprobleme sieht Allzeit zudem auf der Duisburger Straße: Die neuen Markierungen sorgten für Staus. Über den Verkehr klagen auch andere: So Brigitte und Bernd Nitschke. Sie wohnen an der Duisburger Straße und fühlen sich durch den Straßenbahnverkehr erheblich gestört. Seit Jahren müssten sie mit Erschütterungen leben. „Die Schienen sind kaputt, die Bahnen zu alt”, schimpfen sie. Die Sauberkeit im Stadtteil könnte besser sein, meinen andere. Oft lägen Scherben herum. Keiner fühle sich so recht zuständig, heißt es. Alles schlecht? Nein. Gerade das Wohn- und Betreuungsangebot für ältere Menschen habe sich gut entwickelt, sagt Ute Möhlig vom Bürgerverein. Doch auch sie bringt an diesem Vormittag Wünsche mit: Die ÖPNV-Verbindungen könnten an mehreren Stellen verbessert werden.