Mit ihrer Taiko-Gruppe ist die Peter-Härtling-Schule einzigartig. Die traditionellen japanischen Schlaginstrumente erfordern Ausdauer, Fitness und Konzentration. Ein Casting führte zum ersten Trommel-Wirbel.

Was für ein Trommelwirbel. Der Schalldruck aus der Gymnastikhalle der Peter-Härtling-Schule rührt tief im Bauch. Ein einzigartiges Gefühl an einer Schule – glaubt zumindest Sabine Bundels. „So viel ich weiß, gibt es an keiner anderen Schule im Land eine Taiko-Trommelgruppe”. Vier der traditionellen japanischen Schlaginstrumente stehen aufgereiht auf dem Boden. Die schlanke Frau hebt die Trommelstöcke, streckt die Arme, ein kurzes Signal. Und weiter geht's. Die Fasstrommeln wummern unter der Fell-bearbeitung von Sergej (13), Christopher (17) und Kevin (15). Acht langsame, acht schnelle Schläge, ein gehöriger Trommelwirbel. „Das ICE-Stück” erfordert ganz „besonders Konzentration und Ausdauer”, sagt die Lehrerin. Voraussetzungen, die sie mit Bedacht und durchaus konsequent einfordert. An der Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Erziehung haben sich potenzielle Taiko-Trommler einer Art „Casting stellen müssen”. Sergej ist dabei positiv als Talent aufgefallen. „Der ist ein Supertrommler”, findet seine Lehrerin, die im Unterricht neben Mathe, Musik und Deutsch auch Lebensgefühl vermitteln will. „Taiko-Trommeln kosten ein Heidengeld. Die konnten wir nur durch eine Siemens-Spende anschaffen”, sagt Bundels. Entsprechend rar sind die AG-Plätze, entsprechend hart die Mitmach-Kriterien. „Den Grundrhythmus muss man schon haben”, fordert die Lehrerin, die darüber hinaus nur Schüler aufnimmt, die auch den „nötigen Willen, Fitness und Gedächtnisleistung mitbringen.” Und Disziplin dazu. „Sonst schmeiße ich sie durchaus auch schnell wieder raus.” Es gibt keine Noten. Die Schüler müssen sich den Rhythmus merken. Und der kann durchaus kompliziert sein in der Schlagfolge. „Für ein Stück haben wir drei Monate geübt”, sagt Christopher. Diverse Auftritte haben die Schlagwerker hinter sich. Unter anderem sorgten sie bei „Voll die Ruhr” für Taiko-Trommelfeuer. Kevin hat in der Musik-AG der Schule bereits Schlagzeug gespielt „und wollte das hier mal ausprobieren”. Er ist dabei geblieben. Musikalisch sind die Schüler einander nur in der AG nah. Ansonsten gehen die Geschmäcker weit auseinander. Sergej steht eher auf HipHop und Techno, bei Kevin darf's durchaus Linkin Park sein, Christopher hört „eigentlich alles. Auch Schlager und Oldies von T. Rex und Abba.” Taiko-Trommelei, das ist auch ein Stück Exotik. Und die Exklusivität im Schulumfeld hat für Sabine Bundels auch im Hinblick auf die Förderschule einen klaren Vorteil. „Das ist ein Stück weit ungewöhnlich. Damit können wir auftreten und müssen uns nicht immer mit anderen messen.”