Das Erste was Marion Oesterwind von der Welt sah, war der Schrebergarten. 1961 wurde sie auf der Parzelle geboren.

Friesenstraße Nummer 44. Dort steht ihr kleines Geburtshaus, 20 Quadratmeter Gartenlaube. In der Kleingartenanlage hat sie zudem den Großteil ihrer Kindheit verbracht. Heute bewirtschaftet sie ihn in der dritten Generation. Und ist guter Hoffnung, dass ihre Kinder die Familientradition weiterführen.

„Früher sah es hier ganz anders aus”, erinnert sich Marion Oesterwind. „Mein Großvater hatte fast 20 Bäume.” Der Kleingarten liegt im alten Teil der Vereinsanlage an der Friesenstraße, direkt am Ruhrstadion. Das Rauschen der Autos schallt von der A40 rüber, doch das stört die Idylle nicht. Tobias und Sophie, die jüngsten ihrer fünf Kinder, haben gerade die Schulaufgaben fertig und toben mit dem Rasensprenger im Gras. Ehemann Detlev hat den Teich-Sprenkler angeworfen und nun plätschert das Wasser friedlich vor sich hin. „Der Garten ist unsere Energie-Tankstelle”, verrät Marion Oesterwind. Deshalb versucht die Familie so oft wie möglich von ihrer Dümptener Wohnung ins Grüne nach Styrum zu kommen.

„Im Sommer verbringen wir fast jedes Wochenende hier, die Ferien sowieso.” Dann schlafen die Oesterwinds mit ihren Kindern im Haus, in dem alles wie in einem „großen” aussieht: Küche, Wohn- und Esszimmer, Toilette, Schlafzimmer unterm Dach – eben nur im Kleinformat. „Die meiste Zeit verbringen wir jedoch draußen.” Auf 340 Quadratmetern Gartenfläche haben sie Gemüse- und Blumenbeete, Sträucher und Rasenflächen angelegt. „Wir haben Zucchini, Kartoffeln, Gurken, Paprika, Peperoni und Kohlrabi”, zählt Marion Oesterwind auf. Dazu kommen Himbeeren, Salat, Erdbeeren.

Ein kleiner Steinweg führt durch die grüne Oase, bis hinten zum Brunnen. „Bald wollen wir auch noch Säulenbäume pflanzen, die Birnen, Äpfel oder Pflaumen tragen”, äußert Detlev Oesterwind zukünftige Pläne. Der Familienvater wurde erst durch seine Frau zum Kleingärtner. „2003 haben wir den Garten vom Schwiegervater übernommen.” Davor hatte der sich liebevoll um den Garten gekümmert, wie zuvor der Großvater. „Unser Opa hat das Haus 1954 selbst gebaut.” Alte Fotos zeigen den Großvater im Schrebergarten mit Spachtel und Schüppe in den Händen. „Damals nutzte man den Kleingarten vor allem, um sich selbst versorgen zu können”, erinnert Marion Oesterwind. „Auch heute essen wir am liebsten Gemüse und Obst aus eigenem Anbau.”

Doch so ein Schrebergarten macht auch viel Arbeit. „Irgendwas fällt immer an. Aber das ist für uns keine wirkliche Arbeit, sondern eher Entspannung.” Ein Leben ohne ihren Kleingarten ist für die Familie nicht mehr denkbar. „Hier können wir relaxen, grillen mit Freunden Feste feiern, die Ruhe genießen”, wird die Liste der Gründe, die jede Mühe aufwiegen, immer länger. Und: „Aus dem Alltag entkommen, denn hier gibt es keine Termine und keinen Stress.”