Rund 70 Gruppen sind in der Stadt aktiv. Dreh- und Angelpunkt bei Anträgen und Unterstützung ist das Selbsthilfe-Büro des Paritätischen am Tourainer Ring. Dort hat jetzt Anke van den Bosch die Fäden in der Hand.
Tourainer Ring 4, vierte Etage. Der Paritätische hat hier seinen Sitz und Anke van den Bosch ihren Arbeitsplatz: das Selbsthilfe-Büro Mülheim, ein kleiner Raum mit besten Aussichten. Tief unter den Fenstern macht sich der Dickswall breit, gegenüber die City-Hochhäuser. „Der 6. Februar war mein erster Arbeitstag. Ich bin also noch relativ frisch hier”, sagt die 41-Jährige. Studierte Sozialpädagogin und ausgebildete Sozialtherapeutin ist die Mutter zweier sieben und fünf Jahre alter Söhne mit Vorlieben für Chorgesang und das Schlosstheater Moers. In Kliniken hat sie im Suchtbereich mit Drogenabhängigen gearbeitet, nach einer Psychodrama-Ausbildung führte ihr Arbeitsweg sie schließlich für einige Jahre nach Essen an eine Fremdsprachenakademie. „Für mich ist es jetzt interessant, meine beruflichen Erfahrungen mit dem Bereich Selbsthilfe zu verknüpfen und auszubauen”, sagt die blonde, Frau, die in Moers lebt. Mit halber Stelle arbeitet sie für den Verband in einem Modell-Projekt: „Die Selbsthilfe-Büros sind in Kooperation mit den Krankenkassen Unterstützungsstelle für die Selbsthilfegruppen.” Bei der Antragstellung für Fördermittel ist van den Bosch gefragt. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass Selbsthilfe einen unheimlichen Nutzen für die Kommunen hat und letztlich auch Kosten spart” – bis Ende März können Gruppen noch Pauschalmittel (für laufende Kosten, Raummiete, Telefon) beantragen, darüber hinaus auch Projektfördermittel. Die Kassen füllen einen Topf für den Jahresetat. In Mülheim sind es vergleichsweise bescheidene rund 9400 Euro. Gut angelegtes Geld. „Die Kassen haben deutlich gemacht, dass sie diese Mittel auch ausgeben werden”, sagt van den Bosch. Insgesamt soll der neue Verteilungsmodus dazu dienen, Gelder gerechter und transparenter einzusetzen. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband DPWV, längst zu „Der Paritätische” verkürzt, hat sich kürzlich ein neues Logo verpasst: ein Gleichheitszeichen in einem Kästchen. Van den Bosch findet das Zeichen passend – signalisiert es doch die Gleichheit der Mitgliedsorganisationen und den verbindenden Rahmen. Die Stärken des Verbands sieht sie in der „überparteilichen und überkonfessionellen Lobbyarbeit für die Kleinen”, eben „für alle, die in den anderen, großen Spitzenverbänden keine Heimat finden können oder wollen” 38 Organisationen und Selbsthilfegruppen vereint die Kreisgruppe unter ihrem Dach – vom Arbeiter-Samariter-Bund bis zum Weißen Ring. Ein breites Spektrum an Gruppen, für die sich der Paritätische als Dienstleister sieht. „Wir bieten Fachkompetenz an”, sagt Anke van den Bosch. In ihrem Fall vor allem für die Selbsthilfegruppen. Kenntnis von rund 70 Gruppen im Stadtgebiet hat der Verband. „Aber wahrscheinlich sind es viel mehr, vielleicht bis zu 250.” Es gibt also noch reichlich Arbeitsfelder zu beackern und „vielfältigste Fragen” zu bearbeiten. Anke van den Bosch verbindet das mit einem Aufruf: „Selbsthilfegruppen, die noch keinen Kontakt haben” oder „Leute, die eine neue Gruppe oder einen Verein gründen wollen oder suchen, sollten sich bei mir melden.”