Wenn das Paradies ein Ort zum Glücklichsein ist, dann muss Hans Mühlemeyer ein ganz besonders glücklicher Mensch sein.

Der 73-Jährige gönnt sich den Luxus von zwei paradiesischen Plätzen, bei denen es sich, will man es unbedingt nüchtern ausdrücken, um seinen Hausgarten und den Bio-Garten der VHS handelt. „Ohne Garten”, so der Mülheimer, „kann ich nicht!”

Wie er da so auf der kleinen Bank im naturbelassenen Refugium hinter der Volkshochschule im gleißenden Sonnenlicht sitzt, den Blick zufrieden auf dem noch blütenarmen Frühlingskleid des nunmehr 16 Jahre alten Bio-Gartens ruhen lässt, da glaubt der Zuhörer ihm, dass das Schaffen im Garten Bestandteil seines Lebens ist. Die Bank, das sei bei der Gelegenheit erwähnt, braucht Mühlemeyer im Garten an sich nicht. Die steht dort mit weiteren Exemplaren für Besucher, für die Gruppe der aktiven Mitstreiter, wenn es denn mal was zu bereden oder im Sitzen zu arbeiten gibt. Hans Mühlemeyer selbst ist kein Mann, der im Garten sitzen kann. „Da ist immer was zu tun, zu richten – ein Gärtner hat keine Zeit zum Sitzen.”

Zumindest nicht im Garten. Ruhe tut sich der frühere Maler und Lackierer, der bereits seit Kindertagen die Gartenarbeit kennt und liebt, schon mal an, wenn es mit Gleichgesinnten um neue Ideen, Pläne für „unser Biotop” geht, in dem vielleicht nicht alles nach der der reinen Lehre wächst, doch der Verzicht auf jedweden Einsatz von Chemie verpflichtend ist. „Da kommt genug aus der Luft”, so Mühlemeyer, „und den sauren Regen können wir auch nicht verhindern.”

Weshalb der Kampf Mann gegen Schnecke (wahlweise Wühlmaus) noch ein echter ist. Über die Sache mit der Bierfalle lachen Kenner gemeinsam mit den Schnecken, weiß der Gartenexperte. „Da kommen die aus den Nachbargärten auch noch zum Feiern.” Im Bio-Garten legen die Gärtner Holzbrettchen aus, unter denen sich die gefräßigen Salaträuber nächtens verkriechen. Morgens muss der Gärtner sie dann nur noch einsammeln. Und, ja, irgendwie um die Ecke bringen, weil es sonst ja doch nix wird, mit dem Salat. An dieser Stelle muss Mühlemeyers Gärtnerehrenwort gelten, dass die unliebsamen Plagegeister zum Schluss nicht lange leiden müssen.

Die Sache mit dem Paradies scheint ein heimischer Buntspecht ganz falsch verstanden zu haben. Das gut frequentierte Insektenhotel, in dem Schlupfwesten und Wildbienen sich – mal bildlich gesprochen – die Klinke in die Hand geben, hat der schräge Vogel als sein ganz privates „Fly in” entdeckt. Der bediene sich dort, wie sonst die Jugend bei einem weltweit operierenden Hamburgerbräter. Große kreisrunde Einschläge in den ehemals makellosen Insektensuiten machen klar, was Mühlemeyer meint.

Dass er diese kleinen Gartengeschichten mit großem Stolz erzählt, verrät ein wenig von dem Glück, dass die täglich Begegnung mit der Natur im Garten ihm schenkt. Die schönsten Tage, findet er, das sind die, an denen er von zu Hause (wo er auf 300 Quadratmetern gärtnert und in einem Gewächshaus u.a. erfolgreich Zitronen, Mandarinen und Feigen zieht) von Schloss Styrum mit dem Rad durch die Müga bis Schloss Broich fahren kann. Direkt von einem Paradies ins andere. „Herrlich”, findet das der ewige Gärtner, dem zwei Wochen Urlaub im Jahr genügen. Im Oktober, an der Nordsee, obwohl dann ja im Garten noch reichlich zu tun wäre. . .