Seit sich die rheinische Kleinstadt Langenfeld mit Ausdauer und Konsequenz schuldenfrei sparte, ist ihr Bürgermeister Magnus Staehler bei klammen Kommunen in ganz Deutschland ein gefragter Ratgeber. Die WAZ besuchte ihn

HAUSHALTSNOT WAS TUN ANDERE?

Wer das Langenfelder Rathaus betritt, lernt sogleich, dass die rheinische Kleinstadt neuerdings einen Vornamen hat: "Schuldenfreie Stadt Langenfeld" prangt auf einem gelben Ortsschild im Foyer.

Dabei bedürfte es dieses Hinweises gar nicht. Als Langenfeld im Oktober 2008 seinen öffentlichen Schuldenberg abgetragen hatte, wurde dies zwischen Flensburg und Konstanz beinahe als haushälterisches Wunder gefeiert. Überregionale Fernsehsender und Zeitungsjournalisten waren da, Bürgermeister Magnus Staehler wird seither wöchentlich als Referent gebucht, und sein Buch "1-2-3 schuldenfrei - wie Langenfeld aus Amtsschimmeln Rennpferde machte" sorgt für Aufsehen. Neben Langenfeld gibt es unter den deutschen Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern nur Düsseldorf und Dresden, die schwarze Zahlen schreiben. Wirklich gesund gespart, ohne so genanntes Tafelsilber zu verkaufen, hat sich aber nur Magnus Staehler. Also, Herr Bürgermeister, wie findet man aus dem Schuldenturm?

Magnus Staehler, CDU, 50 Jahre alt und bereits seit 15 Jahren Langenfelder Bürgermeister, ist ein unkonventioneller Stadtrepräsentant. Er trägt Jeans und offenes Hemd, redet ohne Umschweife. "Es gibt keine rentierlichen Schulden. Das geht immer zu Lasten der nächsten Generation", sagt er. Und: "Langenfeld hat vor 20 Jahren angefangen, eisern zu sparen und ist immer nur der alten Hausfrauen-Philosophie gefolgt: nie mehr ausgeben als einnehmen."

Langenfeld ist eine Stadt mit 56 000 Einwohnern, die sich mit einer Ruhrgebiets-Metropole wie Essen schwerlich vergleichen lässt. Doch Staehler ist überzeugt: "Unsere Philosophie ließe sich in jeder Stadt umsetzen." Politik und Verwaltung müssten ein langfristiges Entschuldungsziel formulieren, konsequent verfolgen und vor allem zunächst bei sich selbst anfangen zu sparen: Politische Gremien deutlich verkleinern, Verwaltung verschlanken, auf Privilegien verzichten, fordert Staehler provokativ, der selbst auf einen Chauffeur verzichtet ("Freisprechanlage oder Taxi tun es auch") und viele Pöstchen im Rathaus abgeschafft hat.

Langenfeld hat den Bürgern auch einiges abverlangt. Die Straßenreinigungsgebühren etwa wurden abgeschafft, dafür müssen die Anwohner nun selbst den Besen in die Hand nehmen. Für Turnhallen, die oft von Vereinen betreut werden, gibt es Nutzungsgebühren - ausgenommen sind Jugendliche. Kulturelle Einrichtungen können nur gehalten werden, weil sich Ehrenamtliche engagieren. Das Sozialamt heißt "Amt für Lebensorientierung" und fordert, bevor es fördert. Dafür gibt es eine "Bürgerdividende": Grund- und Gewerbesteuer wurden gesenkt und die Kita-Gebühren um 20 % gekürzt.