Was müssen Herzkranke bei Kälte beachten? Ein Gespräch mit Dr. Rolf-Peter Faupel, leitender Oberarzt der Kardiologischen Klinik im Evangelischen Krankenhaus (EKM).

Sind durch die Kälte Faktoren gegeben, die einen Herzinfarkt begünstigen können?

Faupel: Man bekommt normalerweise keinen Infarkt, wenn die Herzkranzgefäße in Ordnung sind, sondern nur dann, wenn sie schon verengt und verkalkt sind. Wenn jemand unter normaler Witterung beschwerdefrei ist und tritt dann in die Kälte – und strengt sich dort dann womöglich auch noch an – kann er einen Druck in der Brust bekommen, also eine Angina Pectoris. Aus solchen Sauerstoffmangel-Situationen am Herzen kann sich auch ein Herzinfarkt entwickeln.

Wieso ist denn die Kälte dabei so ein Problem?

Faupel: Die Kälte führt zu einer Engstellung der Blutgefäße. Der Körper reagiert auf den physikalischen Reiz der kalten Luft, weil er Wärme sparen will. So werden Arme und Füße vermindert durchblutet. Die Gefäße ziehen sich zusammen, um weniger Wärme zu verlieren. Das führt aber dazu, dass der Widerstand für das Herz größer wird. Das Herz muss also mehr arbeiten, stärker pumpen, verbraucht mehr Sauerstoff – und da melden sich dann die schon verengten Herzkranzgefäße.

Anstrengung in der Kälte wie Schneeschippen kann fatale Folgen für Kranke haben?

Faupel: Wer eine koronare Erkrankung hat, also eine vorgezogene Verengung der Herzkranzarterien, bekommt unter körperlicher Anstrengung typischerweise Beschwerden. Wenn er dann vorher noch in die Kälte tritt, ist das ein zusätzlicher Reiz: Ein Herzpatient bekommt seine Beschwerden dann eher, als wenn er im warmen Zimmer die gleiche Anstrengung unternimmt.

Was raten Sie Patienten?

Faupel: Bei typischer Angina Pectoris – also wenn im Brustkorb linksbetont ein Druck oder ein Brennen zu fühlen ist, mit Ausstrahlung in die linke Schulter – wer solche Beschwerden schon hat, der sollte unbedingt vorher zum Arzt gehen. Und nicht auch noch auf die Kälte warten. Man muss frühzeitig dafür sorgen, dass die richtige Diagnose gestellt wird, damit man etwa durch Medikamente oder durch ein Aufdehnen der Kranzarterien einen Infarkt verhindern kann. Dann ist auch das Schneeschippen bei Kälte kein Problem.