In Mülheim gibt es rund 430 Naturdenkmale. Die meisten davon sind Bäume. Im WAZ-Interview spricht Landschaftspfleger Hubert Weiler über seine Schützlinge

Auf Mülheimer Gebiet gibt es derzeit rund 430 Naturdenkmale. Gut 120 sind Findlinge, der große Rest: Bäume. Für sie ist beim Umweltamt seit nunmehr 30 Jahren Hubert Weiler zuständig, der jedes Exemplar regelmäßig besucht. Ein Interview mit dem 59-jährigen Diplom-Ingenieur für Landschaftspflege über seine Schützlinge gesprochen.

Was qualifiziert einen Stein oder Baum für den Titel „Naturdenkmal”?

Weiler: Laut Gesetz müssen es „Einzelschöpfungen der Natur” sein, die besonderen Schutz verdienen, zum Beispiel aus wissenschaftlichen Gründen, oder weil sie außergewöhnlich alt, selten, schön, groß oder prägend für das Ortsbild sind.

Wer entscheidet darüber?

Weiler: Vorschläge, Meldungen kann uns jeder interessierte Bürger machen. Aber meist treffen wir die Auswahl aus eigener Kenntnis. Wenn die Kriterien erfüllt sind, wenden wir uns an die Politik: den Umweltausschuss, den Rat der Stadt. Er muss eine Verordnung beschließen. Gerade erst vor einigen Wochen wurde die bestehende Naturdenkmalverordnung geändert. Elf sind dazugekommen. Damit gehen die Bäume in die Obhut der Stadt über, des Amtes für Umweltschutz.

Worin besteht dann Ihre Aufgabe?

Weiler: Wir sind verpflichtet, die Naturdenkmale in verkehrssicherem Zustand zu halten. Dazu werden sie zweimal jährlich kontrolliert: einmal belaubt und einmal ohne Laub.

Besuchen und besichtigen Sie jeden Baum persönlich?

Weiler: Ja. Wir prüfen visuell, mit dem geschulten Auge: ein Mitarbeiter, der alles protokolliert, und ich. Falls irgendwelche Zweifel auftauchen, ist ein weiteres Gutachten externer Prüfer erforderlich, bei dem die Standsicherheit untersucht wird. Dann werden Baumpfleger mit den notwendigen Arbeiten beauftragt.

Wie sichert und pflegt man Bäume Ihrer Meinung nach am besten?

Weiler: Indem man ihn möglichst früh beschneidet und nur kleine Schnitte macht. Wenn man – aus Kostengründen – lange wartet und nur alle zehn Jahre beschneidet, sind oft große Schnitte erforderlich. Große Wunden, durch die Pilze leicht eindringen können.

Mussten Sie sich schon von vielen Exemplaren verabschieden?

Weiler: Wir haben sturmbedingt schon einige verloren, zum Beispiel auf dem Friedhof Speldorf. Und in diesem Sommer musste eine Buche am Broicher Waldweg gefällt werden, die vorher schon lange durch Seile gesichert war.

In welchem Zustand sind die Naturdenkmale in Mülheim aktuell?Weiler: Unterschiedlich. Aber zum Glück haben wir eigentlich noch einen sehr gesunden Baumbestand. Nur wenige sind durch Pilze so geschädigt, dass wir sie als Gefahrenbäume einstufen und viermal im Jahr besuchen müssen.

Gibt es vielleicht einen Baum, den Sie besonders lieben?

Weiler: Nein. Sie sind alle gleich wichtig, imposant und an ihrem Ort einmalig.