Beim Fassadenwettbewerb kommt es auf Äußerlichkeiten an. Das Gewinner-Haus in der Kategorie Jugendstil steht in Heißen. Der SWB wurde für die Siedlung an der Kleiststraße ausgezeichnet.

Wohl gefühlt hat sich Elsbeth Schulte in ihrem Haus in Heißen schon immer. Seit ihrem sechsten Lebensjahr wohnt die heute 78-jährige Mülheimerin an der Honigsberger Straße 80. Weil das Gebäude von 1892 auch Experten gefällt, bekam sie am Montagabend im Schloss Broich den Fassadenpreis „Make up Mülheim" in der Kategorie Jugendstil überreicht.

Bei der Bewertung der insgesamt 44 Fassaden wurden von der Jury drei Kategorien in Betracht gezogen. Die handwerkliche Ausführung, die städtebauliche Einordnung sowie die Gestaltung standen auf dem Prüfstand. „Die polygrome Farbgestaltung ist bei dem Haus an der Honigsberger Straße besonders gelungen", sagt Harald Giesen, Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Mülheim an der Ruhr und als solches auch Mitglied in der Wettbewerbsjury.

„Polygrom" das heißt eigentlich nur so viel wie mehrfarbig, was allerdings nicht mit bloß bunt zu verwechseln ist. „Die Farbabstufungen harmonieren sehr gut miteinander, so dass das Haus sich ins Heißener Gesamtbild fügt, aber dennoch auffällt."

Auffallen muss es auch, denn hinter der schönen Fassade verbirgt sich nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch ein Optikergeschäft und eine Musikschule. „Früher hat meine Oma hier einen Drogeriemarkt betrieben", erzählt Hausbesitzerin Schulte. Weil ihr die Wohnung irgendwann zu groß wurde, hat sie dann Platz geschaffen für die Musikschule.

Die Fassade habe Schulte zwar immer gut in Stand gehalten, aber die Optik war dabei eigentlich meist zweitrangig. „Ich will nur, dass das Haus gut erhalten ist, wenn ich es mal an meine Kinder vererbe", sagt die rüstige Dame. Genau aus diesem Grund habe sie das Gebäude auch nicht unter Denkmalschutz stellen lassen. „Da bekommt man so viele Auflagen, da kann man unter Umständen eine Renovierung nicht mehr bezahlen."

Für gelungene Renovierungsarbeiten hat die Service- Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft mbH (SWB) mit der Siedlung an der Kleiststraße 12 - 20 den ersten Preis im Wettbewerb für Gebäude erhalten, die nach 1930 errichtet wurden. „Hier kann man sehen wie eine Siedlung mit viel Liebe zum Detail gestaltet werden kann", sagt Giesen.

Die Fassaden seien besonders gut geworden, weil sie nicht mit den Strukturen des Hauses brechen und sich gut ins Gesamtbild der Umgebung einfügen.

Insgesamt wurden bei „Make up Mülheim" sechs Preise vergeben. Zweiter wurde in der Kategorie Jugendstil das Haus an der Hingbergstr. 377, gefolgt von der Fassade an der Leibniz Straße 4. In der Kategorie der Bauten nach 1930 bekam das Gebäude an der Schweriner Straße 3 den zweiten Preis. Dritter wurde die Fassade der Blumenstr. 21. Elsbeth Schulte vor ihrem Haus an der Honigsberger Straße in Heißen. Foto: WAZ, Ilja Höpping