Heißen. .
Die Zeche Humboldt ist in ihren Blütejahrzehnten ein Steinkohlenbergwerk, das sich in der Erde unter Teilen von Heißen und Essen-Frohnhausen und Holsterhausen erstreckt. In den Feldern von Humboldt bauen Männer bereits im 18. Jahrhundert Kohle ab. 1855 beginnt der Tiefbau mit dem Schacht Franz, der 1952 aufgegeben wird. Heute erinnern noch Straßennamen an die Zeche oder die Naturforscher. Auf dem Gelände steht seit fast 45 Jahren das Rhein-Ruhr-Zentrum. Außer einer Gedenktafel ist von der Zeche Humboldt nichts Sichtbares im Stadtbild geblieben.
Die Ursprünge der Schachtanlage reichen bis 1765 zurück, haben die Bergbauforscher ermittelt. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts beginnt in Heißen – ungefähr dort, wo heute das Rhein-Ruhr-Zentrum steht – der Stollenbau. Die Männer graben sich schräg in die Erde und folgen der Kohle. 1804 geht der Stollen außer Betrieb. Als sich drei Jahre danach die Kleinzechen Regenbogen und Carl Wilhelm in Fulerum sowie weitere Essener Kleinzechen mit Humboldt zusammenschließen, nehmen die Kumpel im Heißener Stollen die Arbeit wieder auf.
1855 wechseln sie vom Stollen in den Tiefbau. Die Stollensohle liegt bei 37 Metern, die 1. Sohle am Schacht Franz wird bei 109 Metern angesetzt. Durch diesen kommt jetzt die Kohle ans Tageslicht. 1860 wird die 2. Sohle bei 176 Metern angegraben. 250 Bergleute holen 44 450 Tonnen Kohle nach oben, steht in den Büchern.
1865 bilden die Zechen Hammelsbeck und Humboldt eine Betriebsgemeinschaft mit dem neuen Namen Vereinigte Humboldt . Später übernimmt Humboldt die Zeche Hammelsbeck komplett. Bis 1870 verdoppelt sich die Förderung auf 89 034 Tonnen. Zur Belegschaft zählen 295 Bergleute.
Die Direktion lässt den Schacht Franz tiefer teufen. Ab 1875 liegt die 3. Sohle bei 238 Metern, der Abstand zur 2. Sohle beträgt stolze 62 Meter. In Jahr danach wird die bergrechtliche „Gewerkschaft Humboldt“ gegründet. Grubenvorstand ist Bankier Gustav Hanau.
In den tiefen Sohlen verschlechtert sich die Luft. Darum entsteht 1889 zur Verbesserung der Wetterführung im Ostfeld in Frohnhausen ein Wetterschacht, der bis zur 1. Sohle abgeteuft wird. Wenige Monate später heißt die Schachtanlage wieder „Bergwerk Humboldt“ mit einer Abbauerlaubnis über mehrere Längen- und Geviertfelder von fünf Quadratkilometern Gesamtfläche.
Konsequenterweise verfügt die Bergwerksdirektion 1895 die Umbenennung des Schachts Franz in Humboldt – nach dem Forscher Alexander von Humboldt. Noch im gleichen Jahr erreicht die Teufe eine Tiefe von 338 Metern.
Durchschläge zu den Nachbarn
Hugo Stinnes, der mit Kohlenzechen und dem Transport des Brennstoffs viel Geld verdient, holt 1898 alle Direktoren der Mülheimer Zechen an einen Tisch. Er überzeugt sie zu einem Besitzerwechsel und schließt die Einzelbergwerke zum „Mülheimer Bergwerksverein“ (MBV) zusammen. Dazu gehören die Anlagen Hagenbeck in Essen, Humboldt, Rosenblumendelle und Wiesche. Die Zechenbuchhalter notieren da bereits für Humboldt erste Verluste.
1900 erreicht die Förderung auf Humboldt 162 259 Tonnen mit 677 Bergleuten. Zu den Bergwerken Rosenblumendelle und Hagenbeck in Essen entstehen Durchschläge. 1904 wird eine Brikettfabrik in Betrieb genommen.