Mülheim. Annelie Löber-Stascheit engagiert sich dafür, dass bedürftige Kinder und Jugendliche neue Bücher geschenkt bekommen. Dafür wurde sie ausgezeichnet.
- Annelie und Wilfried Löber-Staschei stillen mit ihrer „Selbst.Los Kulturstiftung“ den Lesehunger von Kindern
- Dieses Engagement wurde jetzt von der „Stiftung Lesen“ mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet
- Das Preisgeld wird gleich wieder in neue Bücher investiert, die an „Tafeln“ vergeben werden
Die Welt ist ein Buch. Und deswegen ist lesen auch eine soziale Fähigkeit. Wer, angeregt durch Literatur, die Welt, von der er liest, in seinem Kopf nachbaut, der schult so seine Kreativität wie auch seine Sensibilität. Denn der Leser muss schließlich die Impulse überhaupt erst einmal wahrnehmen, die der Autor aussendet. Und dann muss er sie irgendwie in seiner Vorstellung zusammenfügen, also selbst schöpferisch werden. Dies sind Fähigkeiten, die unsere Gesellschaft gut gebrauchen kann.
Bildungshunger wecken
Dieser Auffassung sind zumindest Annelie Löber-Stascheit und ihr Mann Wilfried. Mit ihrer „Selbst.Los Kulturstiftung“ sorgen sie deswegen dafür, dass an den Tafeln, an denen in vielen Orten in ganzen Land bedürftige Menschen Lebensmittel erhalten, auch Kinder- und Jugendbücher verteilt werden können. Denn auch der Lesehunger muss gestillt werden, er steht für einen Entdeckungshunger. Und der sei, so sind sich die Stascheits sicher, ein wichtiger Antriebsmotor für das weitere Leben. Dieses Engagement hielt nun wiederum die „Stiftung Lesen“ für förderwürdig und zeichnete Annelie Löber-Stascheit mit dem Deutschen Lesepreis aus.
Die 1500 Euro Preisgeld werden natürlich gleich wieder in neue Bücher investiert: Ein Teil geht an die Flüchtlingshilfsinitiative „Willkommen in Mülheim“. Bei der Nikolaus-Aktion von WiM wird ein Kinderbuch verteilt, das sowohl in Deutsch wie in Arabisch verfasst ist. Für Löber-Stascheit ein typisches Beispiel dafür, wie Bücher den Horizont erweitern können. „Ich kann mir gut vorstellen, dass eine deutsche und arabische Mutter das im Wechsel in einer Klasse vorlesen. Das wäre ein schönes Projekt in einer Grundschule.“
500 000 Euro bildeten das Basis-Kapital
Bücher standen auch im Mittelpunkt des Berufslebens der Stascheits. Sie gründeten den Verlag an der Ruhr und machten ihn während ihrer über 20-jährigen Leitung mit seinem reformpädagogischen Konzept zu einem renommierten Schulbuchverlag. Nachdem die Zwei ihn 2007 verkauft hatten, war für sie klar, dass sie einen Teil des Erlöses für einen guten Zweck verwenden wollen. 500 000 Euro bildeten das Basis-Kapital für die „Selbst. Los Kulturstiftung“.
Bücher werden über Tafeln verteilt
Das spezielle Engagement für die Tafeln wurde durch Erlebnisse in Frickingen in Baden-Württemberg angeregt, ihrem Zweitwohnsitz. „Wir halfen dort ehrenamtlich bei der Tafel mit. Wir dachten: Auch Bücher gehören zum Leben und sind kein Luxus.“ So starteten die Stascheits dann 2009 von der Frankfurter Buchmesse aus die Aktion „Kinder brauchen Bücher, arme noch viel mehr“. Mehr als 580 000 neue Kinder- und Jugendbücher sind seither überall in Deutschland über die Tafeln verteilt worden.
„Besonders schön ist es für uns, wenn wir vor Ort bei den Verteilaktionen dabei sind“, berichtet Annelie Löber-Stascheit. „Man sieht den Kindern richtig an, wie stolz sie sind, dass sie ein eigenes Buch besitzen. Das ist wichtig für sie.“
Und Wilfried Stascheit betont: „Ein Buch ist eben auch ein Symbol. Das sieht man etwa an Flüchtlingsfamilien. Ein eigenes Buch steht für Teilhabe und die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs durch Bildung. Das wird international verstanden..“