Mülheim. . Peter-Torsten Schulz stellt seinen 29. Kunstkalender vor und hat eine zweite Original Multiple Edition aufgelegt: rote und schwarze gusseiserne Egos.

Peter-Torsten Schulz ist ein gewichtiger Künstler. Pünktlich zur Adventszeit hat er eine neue Edition aufgelegt, die er Ego nennt: rote und schwarze Gewichte in zwei Größen.

Wie groß ist dein Ego? Ist es ein Tresor, wie bei einem Egoisten, eine Manege wie bei einem Egozentriker oder ein Kreisel wie bei einem Egomanen, fragt der 72-Jährige. Ego - das Wort hat keinen positiven Klang, aber wie die „Handzeichen“, die es in rund 20 Varianten gibt, sieht er darin eher einen Denkanstoß. Es gibt viele Assoziationen: Manche Persönlichkeiten können eine Last sein und an manchen Charakterzügen hat man schwer zu tragen. Kommen Paare in sein Atelier, ist es ihm eine Freude zu sehen, wie der Mann zum großen Schwarzen greift und ihr das kleine Rote reicht.

Das schmerzt das Künstler-Ego

Petoscho hält dem Egoismus die Liebe entgegen. „Liebe – dann können dich die anderen gern haben.“ Das hat er schon 1989 doppelbödig formuliert. Nun hat es Eckehard von Hirschhausen aufgegriffen, der es wohl für Allgemeingut hielt, wie er auf einen Brief des lieben Pitt antwortete. Wenn man zum geflügelten Wort wird, ist das schön, aber wer zitiert schon den Saarner Urheber. Eine Urheberschaft geltend zu machen, ist nicht leicht. Mal ist es ihm auf juristischem Weg gelungen, manchmal dann auch nicht. „Das Herz schlägt nur, wenn man es benutzt“, diese Erkenntnis führte bald zum Herz mit Hand und Fuß, das inzwischen unzählige Mal kopiert worden ist. Das schmerzt das Künstler-Ego.

Passend zum Ego heißt der großformatige Jahreskalender „Ich will“. Wie immer versammelt auch der 29. Jahrgang zwölf noch nicht veröffentliche Arbeiten, die er aus 40 möglichen Motiven auswählt und mit aktuellen Aphorismen versieht. Früher wurden mal bundesweit über die LBS über 50 000 Kalender verkauft, seit drei Jahren macht Schultz das in Eigenregie und ist froh, den Preis von 25 Euro halten zu können. Über die Hälfte der 1500 Exemplare, auch die Buchhandlungen Hilberath & Lange sowie Fehst bieten den Kalender an, sind schon verkauft. Und wie immer bereut Petoschu nach Drucklegung die eine oder andere Entscheidung.

Üppige Frauenlippen

Üppige Frauenlippen im Großformat, die auf einem Baumstumpf ruhen, auf dem „Ja“ eingeritzt ist, zieren das Titelbild. Auf dem Weg dahinter laufen zwei Häuser aufeinander zu. Heiraten ist wieder in. Das Motiv, bei dem er sich von dem legendären Bild Man Rays „Lippen - Die Stunde des Observatoriums“ inspirieren ließ, ist 20 Jahre alt und sei immer wieder ausjuriert worden. Zu frivol in einer prüden Zeit, denkt er sich, für ihn ist es inzwischen zu vordergründig. „Ich bin ja schon woanders.“ Auf der Staffelei steht der „Schinken“ großformatig im Atelier. Cartoon, Gefühl, Philosophie, der Olle Hansen und auch ein Foto - der Kalender soll seine gesamte Bandbreite widerspiegeln. Da darf der Storch Georch nicht fehlen, der im Februar auf Distanz zu seiner geliebten Georgine rückt. „Ich und du, das ist mehr, als wir verstehen“, schreibt Petoschu unter das Motiv. Im Januar hinterlässt er seinen Händeabdruck, es sieht aus wie auf einer beschlagenen Scheibe. „Carpe diem“, steht dazu auf der Scheibe geschrieben.

Ohne arbeiten kann ich nicht leben

„Ohne arbeiten kann ich nicht leben“, sagt er. Im Moment schreibt er am dritten Band seiner mit „Wo Vase“ begonnenen Trilogie. Auf Befehl kommt die Inspiration nicht. Gut 100 Leser haben geschrieben, welche Geschichte ihnen bislang am besten gefallen hat. Das Tollste ist für ihn: Jede Geschichte hat ein Leser favorisiert.