Mülheim. . Ein weiterer Ex-Schüler des Karl-Ziegler-Gymnasiums hat sich gemeldet und unter anderem verraten, wieso der Jüngling im Sarg so lange kopflos war.

  • Werner Bungert war bis 1954 Schüler des Städtischen Gymnasiums
  • Als Vorsitzender des Biologischen Schülervereins war er ganz nah dran an der Mumie
  • Seine Erklärungen zu ihrer Herkunft sind anders als bisherige

Immer mehr Lesern fallen kleine Geschichten zu der fast 3000 Jahre alten Mumie ein, die sich bis 1978 im Bestand des Karl-Ziegler-Gymnasiums befand und nun in Münster ausgestellt wird. Werner Bungert erzählte gestern unter anderem: „Wir Schüler glaubten, im Sarg liege eine ägyptische Prinzessin.“ Bis 1954 war er Vorsitzender des Biologischen Schülervereins des Städtischen Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums, wie es einst hieß.

Der Schülerverein habe sich um die biologische Sammlung der Schule gekümmert, um ausgestopfte Tiere, um Embryonen, um „das Skelett Johann“, aber eben auch um besagte Mumie. Die stamme übrigens nicht von Lehrer Lehfeldt, wie vermutet wurde – sondern vom Großindustriellen Hugo Stinnes höchstpersönlich. „Meines Wissens nach hat er sie Ende der 20er-, Anfang der 30er-Jahre gestiftet“, berichtet Bungert. Stinnes sei einst selbst Schüler des Gymnasiums gewesen, deshalb habe er die Schule großzügig bedacht.

Bungert, der heute 79 Jahre alt ist, lange Jahre als Außenhandelskaufmann die Welt bereist hat und auf „ein wunderschönes Leben“ zurückblickt, besuchte das Städtische bis 1954. So erlebte er auch die Feierlichkeiten zum 100-Jährigen im Jahre 1952 mit. Damals habe man in den Biologie-Räumen im Seitenflügel eine Sonderausstellung errichtet, mit einer Ecke, die über Flora und Fauna im Wald informierte – und mit der Mumie im Sarkophag.

Ein verhängnisvolles Missgeschick mit dem Sarkophag

Beim Aufbau des besonderen Stückes sei es zu einem Missgeschick gekommen, gesteht Bungert: „Wir wollten den Sarkophag mit mehreren Schülern aufrecht hinstellen, dabei ist der Kopf abgefallen.“ Er sei wohl „ein wenig locker gewesen“, so der Ex-Schüler. „Wir haben ihn dann an die Füße der Mumie gelegt, und ich bin sicher, da lag er noch jahrelang.“ Eventuell habe ihn dann „irgendein Verrückter“ mitgenommen. All das dürfte die Museumsmitarbeiter interessieren, die beim Restaurieren des Jünglings zwar Schädelfragmente im Sarg gefunden hatten, bis dato aber annahmen, dass der Kopf beim Versuch neugieriger Forscher, ihn auszuwickeln, zerfallen sei. . .

Auch an Lehrer Lehfeldt hat Bungert übrigens Erinnerungen. Anfang der 50er sei dieser verstorben, „und ich war einer seiner Sargträger“.