Mülheim. . Viele Interessierte und Freunde kamen, um das Kinderheim zu besuchen. Die Einrichtung gibt auch vier geflüchteten Jugendlichen ein neues Zuhause.
- Kinderheim an der Voßbeckstraße hat eine lange Geschichte seit 1918
- Traumatisierte Jugendliche sollen neue Erfahrungen machen
- Vier junge Flüchtlinge haben sich gut eingelebt
Seit 25 Jahren laden die Mitarbeiter und Bewohner des Raphaelhauses zum Tag der offenen Tür. Am Sonntag war es wieder so weit, die Besucher kamen in Scharen. Führungen, Kreativwerkstätten, Musik, eine Caféteria oder selbst gemachte Geschenke aus der Küche – das Programm war vielseitig.
Das Haus an der Voßbeckstraße hat eine lange Geschichte. „Das Raphaelhaus ist aus einem Konstrukt von verschiedenen Einrichtungen entstanden“, erklärt Andrea Hörning, stellvertretende Leiterin. August Thyssen gründete 1918 ursprünglich ein Erholungsheim für die Kinder seiner Arbeiter, 1927 folgte das Franziskushaus an der Dohne. In der Nachkriegszeit war das Raphaelhaus auf Schloss Landsberg untergebracht, dann zogen die Bewohner 1967 in das ehemalige Kindererholungsheim auf dem Auberg um.
Mit der Fertigstellung einer neuen Wohnanlage im Jahre 1976 begann eine konsequente Umstrukturierung der Heimerziehung auf familienorientierte Gruppen. Das Stiftungsziel des Raphaelhauses, neben erholungsbedürftigen Kindern der Stahlwerker auch solche aufzunehmen, die von ihren Eltern nicht versorgt oder erzogen werden können, werde somit heute noch realisiert. In den letzten Jahrzehnten habe sich natürlich vieles verändert und entwickelt, erklärt Hörning: „Wir gehen stets mit der Zeit, auch was die pädagogische Ausrichtung betrifft.“ Heute liegt der Schwerpunkt in der Traumapädagogik: Kindern, die oft Schlimmes zu Hause erlebt haben, soll eine andere Bindungserfahrung vermittelt werden.
Eine besondere Herausforderung ist die Flüchtlingsarbeit. Vier Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren aus Afghanistan, Syrien und dem Irak leben zurzeit im Raphaelhaus. Amir und Mail aus Afghanistan etwa kamen zusammen in die Einrichtung, kennen gelernt haben sie sich auf der Flucht, welche beide zunächst in die Türkei verschlug. Ihre Familien wurden von den Taliban verfolgt und sich noch immer in der Heimat. Die Jungs machen sich sehr oft Sorgen und sind traurig, aber auf der anderen Seite voller Hoffnung, dass die Verwandten bald nachkommen können, wenn das Geld für die Flucht reicht.
Der 23-jährige Student Ata Yar ist Landsmann und betreut sie: „Ich bin sehr stolz auf die beiden, sie haben sehr schnell Deutsch gelernt und arbeiten hart.“ Er ist auf Stundenbasis in der Einrichtung tätig und hat viel Freude daran. Die jungen Flüchtlinge, so Andrea Hörning, hätten sich unglaublich gut entwickelt. Das Konzept gehe auf. „Wir möchten auch in Zukunft ein gesundes Mischkonzept unserer Bewohner beibehalten. Die meisten von ihnen haben einen Integrationshintergrund und nehmen die neuen Mitglieder gut auf.“
Wohngruppen und Familienhilfe
Das Raphaelhaus an der Voßbeckstraße 47 in Mülheim-Saarn bietet stationäre Betreuung für derzeit 30 Kinder und Jugendliche, die in drei Wohngruppen leben.
Hinzu kommt die Außenwohngruppe Heimaterde mit elf Kindern in einem ehemaligen Pfarrhaus. Die Pädagogen betreuen Familien aber auch ambulant.