Mülheim. . Der ADFC fordert Radler auf, ihre Situation online im Fahrradklimatest zu beurteilen. Die zehn Minuten Aufwand lohnen sich, findet Doro Kleine-Möllhoff
- Doro Kleine-Möllhoff sieht noch viele kritische Punkte, die das Radfahren erschweren
- Der Radschnellweg ist ein großes Plus, aber erst der Brückenschlag sorgt für einen Quantensprung
- Ampelschaltungen, Herbstlaub auf den Radwegen und Falschparker sieht sie kritisch
Noch bis zum Ende des Monats können sich Fahrradfahrer am Fahrradklima-Test des ADFC im Internet beteiligen. In 27 thematischen Fragen können sie sich zu den Themen Radwegen, Sicherheit, Service, aber auch zum Verhältnis zu anderen Verkehrsteilnehmer äußern. Dabei geht es oft um Einschätzungen. Für Doro Kleine-Möllhoff, Sprecherin des ADFC, sind die zehn Minuten, die dafür nötig sind, sinnvoll. „Der Klimatest findet bei Politik und Verwaltung schon große Aufmerksamkeit und ist für die breite Bevölkerung eine gute Chance, sich umfassend zu dem Thema zu äußern.“ Da die Fragen bundesweit einheitlich und seit Jahren gleich sind, lassen sie sich auch vergleichen. Damit ließe sich auch Druck für Veränderungen aufbauen.
Quantensprung steht bevor
Kleine-Möllhoff kann sich vorstellen, dass die Bewertung in diesem Jahr positiver ausfällt. Der Radschnellweg ist sehr beliebt und hat für Rückenwind gesorgt. „Aber erst, wenn der Brückenschlag auf das andere Ruhrufer geschafft ist, wird es zu einem Quantensprung für Radfahrer kommen.“ Dann würde sich die Erreichbarkeit von Speldorf deutlich verbessern. Über die Weseler Straße ist es derzeit ebenso unbefriedigend wie über die Duisburger Straße und der Haken schlagende IBA-Radweg ist auch keine Alternative. Die zweispurige Bergstraße, die zu überhöhtem Tempo einlädt, hält sie für überdimensioniert. Ein breiter Radfahrstreifen wäre hier sinnvoll und möglich.
Begeistert ist Kleine-Möllhoff über die Situation der Radfahrer derzeit noch nicht. Geht man mit ihr den Bogen durch und ermittelt die Durchschnittsnote kommt eine ernüchternde 4,2 heraus. Ein glattes Ungenügend gibt es für sie unter anderem für die Reinigung der Radwege. Das ist jetzt im Herbst gut zu beobachten. „Das Laub auf der Straße wird weggefegt, auf den Radwegen bleibt es.“ Durch den Regen bildet sich dann eine gefährlich schmierige Schicht. Im Winter sei es ähnlich. Radfahrer an Baustellen ist aus ihrer Sicht ebenso ungenügend. Absteigen, manchmal Straße wechseln und schieben, so laute da oft und unnötigerweise die Devise. Die Ampelschaltungen sind ein weiteres Ärgernis. Etwa an der Bergstraße oder der Konrad-Adenauer-Kreuzung, wo man teilweise drei Mal warten muss, während neben einem noch zahlreiche Autos vorbei fahren. „Man wird als Fußgänger behandelt, obwohl man viel schneller ist.“ Ein Problem sind schließlich parkende Autos auf Radwegen, was leider nicht vom Ordnungsamt nicht so konsequent wie gewünscht geahndet werde. „Da könnte die Stadt richtig Geld machen“, ist sie sich sicher. So wird etwa der Radstreifen zwischen Dickswall und Forum gerne als Parkstreifen missbraucht.
Es gibt auch kleine Verbesserungen in der Infrastruktur, etwa an Mellinghofer Straße in Dümpten. Sie begrüßt es auch, dass die Verwaltung den Radschnellweg nicht isoliert, sondern als Rückgrat eines Netzes mit Zubringerfunktion sieht, bislang werde Verkehrspolitik aber noch zu sehr aus Autoperspektive betrieben. Es gäbe noch viele Punkte, die für Radfahrer unnötig kompliziert seien und zum falsch fahren anregten. „Autofahrern würde man solche Regelungen nicht zumuten“, findet Kleine-Möllhoff.
Mindestabstand wird ignoriert
An vielen Gesten von Autofahrern sieht sie, dass Radfahrer oft unerwünscht sind. Den Mindestabstand von 1,50 Meter halte kaum einer ein. Selbstbewusst lässt sie sich nicht an den Rand drängen, sondern hält 80 Zentimeter Abstand vom Bordstein. Dann müssen die Autofahrer auch einen Bogen fahren. Rücksichtnahme von Autofahrern hat sie schon erlebt, aber es könnte häufiger sein. Sie kennt aber auch die andere Perspektive, manches könnte besser geregelt werden.