Das Geläut aus der entwidmeten Christuskirche in Raadt konnte recht schnellverkauft werden. Was aus Kirche und Gemeindehaus wird, ist noch offen.

Die Glocken der Christuskirche läuteten schon seit einer Weile nicht mehr – seit die Kirche an der Parsevalstraße in Raadt aufgegeben und entwidmet wurde. Jetzt sollen sie woanders wieder stimmungsvoll erklingen – in der Friedenskirche in Schloß Holte-Stukenbrock, einer Kleinstadt in Ostwestfalen.

„Wir konnten die Glocken verkaufen und sind froh, dass sie weiterverwendet werden“, sagt Justus Cohen, Pfarrer der Vereinten Evangelische Kirchengemeinde, zu der die Christuskirche gehört. Eigentlich habe man damit gerechnet, dass es sehr schwer werden würde das Geläut zu veräußern, dass es mindestens zwei Jahre dauern würde, bis ein Käufer gefunden sei. „Weil es zurzeit ja reichlich Kirchen gibt, die zumachen und deren Glocken nicht mehr gebraucht werden“, erklärt Cohen.

Aber es ging gottlob schneller. Über eine Vermittlungsfirma – so etwas wie einen Glockenmakler – kam man in Kontakt mit der Gemeinde von Pfarrer Reinhard Bogdan in Schloß Holte-Stukenbrock und war sich rasch einig. Am 12. Oktober wurden die Glocken in der Christuskirche abgenommen, in einer Gießerei in Gescher zwischengelagert und am 28. Oktober dann an ihren neuen Standort geschafft.

Aufgehängt wurden sie dort noch nicht, denn erst muss die bisherige Glocke samt Glockenstuhl ausgebaut werden, bevor ein neuer Glockenstuhl gebaut und die Schwergewichte aus Mülheim mit Hilfe eines Krans hochgehievt und aufgehängt werden können.

Die größte Glocke wiegt 250 Kilogramm und hat die Inschrift „Rogate“, die Mittlere, auf der „Kantate“ steht, liegt bei 175 Kilogramm, das kleinste Exemplar („Jubilate“) ist nur 100 Kilogramm schwer. Alle drei wurden im Jahre 1965 gegossen. Ein Jahr zuvor, 1964, war die Christuskirche erbaut worden.

Kindergartengruppe „probt“ in Raadt


Den evangelischen Kindergarten „Raadthäuschen“ gibt es seit dem Sommer nicht mehr.


Im Gemeindehaus (Parsevalstraße) ist derzeit dennoch eine Kindergartengruppe angesiedelt. Es handelt sich um Kinder, die in die Kita „Sonnenblume“ gehen werden, wenn dort der Ausbau abgeschlossen ist. In Raadt proben sie schon einmal.

Die gebrauchten Klangkörper wechselten für einen moderaten Preis den Besitzer. 14 000 Euro sollen die Glocken, die Maschinen und der Transport gekostet haben. Für drei nagelneue Exemplare hätten man wohl das Sechs- bis Siebenfache hinlegen müssen, schätzt Pfarrer Bogdan. Für die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde kam also kein Riesenbetrag herum. „Saniert haben wir uns damit nicht“, sagt Pfarrer Cohen schmunzelnd, „aber wenn kein Interessent gefunden worden wäre, hätten wir die Glocken einschmelzen lassen müssen – zum Schrottpreis.“

Für die nicht mehr genutzte Kirche sowie das stillgelegte Gemeindezentrum an der Parsevalstraße gibt es laut Cohen noch keine konkreten Zukunftspläne. „Solange wir keine Verwendung haben, steht alles erstmal weiter da. Es ist nicht einfach, eine neue Nutzung zu finden. Das Gebäude ist runter, die Wände sind nass, die Heizung kaputt.“ Möglicherweise könne man Mobiliar und Haushaltsgegenstände noch abgeben. „Wichtig ist der Gemeinde aber, dass die Orgel verkauft wird und einen ordentlichen neuen Platz findet“, so der Pfarrer.