Mülheim. . Sponsorensuche scheiterte. Von hundert Briefen an Unternehmen kamen fast nur Absagen zurück. JSR will dranbleiben und plant zweiten Anlauf für 2017.
- Mit einer neuen Partyreihe wollten die Jugendlichen das Nachtleben aufwerten
- Von zahlreichen Anfragen an Unternehmen kamen fast nur Absagen zurück
- Auch Werbepartnerschaften mit Verkehrsunternehmen scheiterten
Eigentlich hatten die Mitglieder des Mülheimer Jugendstadtrates (JSR) geplant, am 26. November eine Party zu schmeißen. Die große Sause im Ringlokschuppen müssen sie nun aber absagen. Der Grund: „Die fehlende Unterstützung aus der Mülheimer Wirtschaft“, sagt JSR-Sprecher Kevin Florian Pelz. Von über hundert Briefen, die die Jugendlichen an Unternehmen in der Stadt und der Region verschickt hatten, kamen fast hundert Absagen zurück. „Enttäuschend“ finden das die engagierten Jugendlichen, die versuchen, mit ihren Ideen das Mülheimer Nachtleben zu beleben.
Die Klagen hallen seit Jahren laut: Zu wenig los in der Stadt, vor allem für Schüler und Studenten fehlen Tanz-Angebote in Mülheim. Um dem entgegenzutreten, bildete der JSR eine Projektgruppe, holte die Wirtschaftsförderung Mülheim & Business, die Hochschule Ruhr-West und den Ringlokschuppen ins Boot. Die Arbeitsgruppe soll langfristig überlegen, welche Angebote den Mülheimer Jugendlichen gemacht werden können. Eine erste und schnelle Maßnahme war die Party im Ringlokschuppen – ein Test-Ballon, um zu schauen, ob das Angebot angenommen wird.
Firmen aus vielen verschiedenen Branchen angeschrieben
Der DJ war schon gebucht, selbst das Sicherheitskonzept stand bereits. Nur das Geld reichte nicht aus. „Die Party hätten wir nur mit Hilfe von Sponsoren stemmen können“, erklärt Kevin Florian Pelz. Also setzten die Jugendlichen Briefe auf, adressierten sie an viele verschiedene Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Mülheim und der Region, darunter Autohäuser, Supermärkte, Energiedienstleister, große Industrieunternehmen oder kleine Metzgereien.
„Wir haben immer darauf geachtet, den Geschäftsführer anzuschreiben, haben uns im Vorfeld die verantwortlichen Ansprechpartner nennen lassen.“ Doch: „Zurück kamen nur negative Antworten“, sagt er, ohne konkrete Firmennamen nennen zu wollen.
„Dabei wollten wir gar keine hohen Beträge, 100 Euro sind doch für einen großen Konzern keine Summe.“ Auch Werbepartnerschaften seien nicht zustande gekommen, so Pelz. Das hiesige Verkehrsunternehmen wollte keine Werbung in seinen Bussen oder Bahnen für die Party ausflaggen. „Warum klappt das in Städten wie Bochum oder Oberhausen, nur in Mülheim nicht?“, fragt er.
Auf Nachfrage bei der MVG erklärt Sprecherin Simone Klose: „Die Anzeige der Monitore zu wechseln, ist aufgrund der Programmierung technisch aufwändig und nicht ohne weiteres möglich.“ Auch die Wechselrahmen in den Fahrzeugen seien entweder für Eigenwerbung oder für Kooperationspartner reserviert. Die Begründungen anderer Unternehmen lauteten: „Wir haben schon andere Engagements“, „wir geben nur Sachspenden“ oder „wir bekommen sehr viele Anfragen und müssen leider aussortieren“.
Neuer Anlauf in 2017
Die Jugendlichen wollen sich davon aber nicht unterkriegen lassen. „In zwei bis drei Wochen setzen wir uns noch einmal zusammen und planen die Party im zweiten Anlauf für 2017 im Ringlokschuppen.“ Dieses Mal wollen sie versuchen, die Feier zum größten Teil aus dem eigenen Etat zu stemmen. Einige Unternehmen würden sie als Sponsoren dennoch gerne für ihre Sache gewinnen.
„Daher schreiben wir im nächsten Jahr viele Firmen einfach noch einmal an.“ Vielleicht bitten sie dieses Mal auch die Wirtschaftsförderung Mülheim & Business um Unterstützung. Immerhin hat diese den direkten Draht in die Unternehmen – und sitzt mit den Jugendlichen im Arbeitskreis „Nachtleben“ an einem Tisch.
Kommentar: Schade für die Stadt
Seit vielen Jahren meckern Mülheimer über das ausgestorbene Nachtleben ihrer Stadt. Nun versuchen junge Menschen, dem entgegenzutreten, eine Veranstaltung für Schüler und Studenten zu etablieren – und scheitern an mangelnder Unterstützung. Keine Frage, Mülheimer Unternehmen engagieren sich stark für die Stadtgesellschaft, sie spenden für Kindergärten, Hochschulprofessuren oder die Schloss-Sanierung. Aber Geld geben für eine Party? Ein solcher Anlass scheint vielen ein Sponsoring nicht wert zu sein. Das ist schade und vor allem für eine Hochschulstadt das falsche Signal. Denn ein lebendiges Nachtleben zieht junge Menschen an, es macht sie attraktiv für die Jugend und prägt damit auch ihr Image.
Nicht nur bei der Generation U30 gilt Mülheim als Schnarchstadt, in der abends nichts los ist. Dieser Ruf lässt sich nur aufwerten, wenn es jungen Menschen möglich ist, etwas auf die Beine zu stellen. Je mehr Firmen und Einrichtungen sie dabei unterstützen, desto besser gelingt das. Eine Party kann ein Anfang sein.