Raadt. .
Jeder von ihnen hat schon einige Sportarten durch. Jonas, 16 Jahre, erzählt: „Ich hab schon vieles ausprobiert, Basketball etwa. Das war auch ganz nett. Aber dieses Funkeln in den Augen, das habe ich nur, wenn ich vom Fliegen nach Hause zurückkomme, sagen meine Eltern.“ Und Laura, 19 Jahre, sagt: „Reiten, Ballett, Schwimmen, Rope Skipping – modernes Seilchenspringen, – das hab ich schon alles gemacht.“ Wirklich gepackt aber hat sie nur das Segelfliegen.
Die beiden Jugendlichen fliegen auf Luftsport – so wie rund 60 weitere in der Jugendabteilung des Aero-Clubs Mülheim. Damit ist die Jugend bei dem insgesamt 283 Mitglieder zählenden Verein stark vertreten. Teils resultiere das Interesse an der Segelfliegerei aus der Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Heißen – dort gibt es eine Segelflug-AG. Aber, beschreiben Francis und seine fliegenden Freunde: „Viele von uns haben auch einfach andere aus unserem Freundeskreis mit der Fliegerei angesteckt.“ Daher hat der Verein auch ein großes Einzugsgebiet: Jonas kommt aus Essen, Matthias aus Velbert, Laura sogar aus Wuppertal.
Viele wollen auch beruflich fliegen
„Allein in diesem Jahr haben wir zwölf neue Segelflieger, von denen nur einer nicht mehr zur Jugendabteilung gehörte, begrüßen können“, berichtet Jugendleiter Constantin Budny. Matthias (18), Simon (16), Francis (16) und Jonas (16) gehören dazu. Matthias hat sogar ganz frisch seinen Motorseglerschein in der Tasche. Kaum hatte er den abgeholt, ging er vom Gelände am Roßkothenweg, das an den Flugplatz Essen/Mülheim grenzt, direkt in die Luft und sagt zum Vergleich: „Segelfliegen ist das einzig Wahre.“ Sein Hobby zum Beruf zu machen, wäre für den 18-Jährigen eine Option gewesen – wie er träumen viele der jungen Flieger von einem Arbeitsleben im Cockpit. Aber, sagt Matthias: „Der Arbeitsmarkt für Piloten sieht derzeit nicht gut aus.“ Sein Plan B: Maschinenbau – mit dem Wunsch, sich auf Luft- und Raumfahrttechnik zu spezialisieren, logisch. Die Fliegerei bestimmt ihr Leben. So wie bei Constantin, der nur knapp die Aufnahme bei der Deutschen Flugsicherung verfehlt hat. Er studiert auch, hat aber einen Nebenjob im Tower des Flugplatzes.
Auch jetzt, in der dunklen Jahreszeit, sind sie hier draußen am Platz, obwohl wahrlich kein Flugwetter ist. Doch auch zurzeit gibt es genug zu tun, es stehen die so genannten Baustunden an: In der Werkstatt helfen die Jugendlichen tatkräftig dabei, die Flugzeuge auf Vordermann zu bringen.
Dass sie das Fliegen irgendwann an den Nagel hängen, kann sich keiner vorstellen. Und durch die Diskussion um den Ausstieg aus dem Flughafen wollen sie sich auf keinen Fall den Wind aus den Segeln nehmen lassen. „Aber“, sagt Constantin, „wir brauchen eine Perspektive über 2034 hinaus. Dann bin ich knapp 40 und habe bestimmt noch Lust zum Fliegen.“