Mülheim. . Obwohl beim Fahrpersonal nicht gekürzt worden sei, glaubt die MVG die aktuellen Probleme nur durch eine voreitige Taktausdünnung lösen zu können.

  • Schon ab 9. Januar will die MVG auf den Linien 102, 104 und 112 noch nach viertelstündlich fahren
  • Sie sieht keinen anderen Ausweg, um die aktuellen Fahrtenausfälle zu minimieren
  • Wieso das so kommen musste, bleibt allerdings weiter unklar

Die akute Personalnot, die die MVG verantwortlich macht für die zahlreichen Ausfälle von Linienfahrten, wirft weiter große Fragezeichen auf. Daran änderte auch das Nachbohren von SPD und Grünen im Mobilitätsausschuss nichts. Fakt aber bleibt: Die MVG will den Takt auf den Straßenbahnlinien 102, 104 und 112 schon am 9. Januar 2017 ausdünnen, um ihre aktuellen Probleme im Schienenverkehr nicht eskalieren zu lassen.

„Uns fehlen Fahrerinnen und Fahrer. Wir haben zu wenige neue eingestellt“, hatte MVG-Geschäftsführer Uwe Bonan Ende Oktober gegenüber dieser Zeitung zu Protokoll gegeben. Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde bestätigte dies seinerzeit. Im Vorgriff auf die Umstellung von Zehn- auf 15-Minuten-takt habe die MVG bei der Einstellung von Fahrpersonal „eine zu große Zurückhaltung geübt“, hieß es.

Verkehrsdezernent vermag keinen Personalrückgang festzustellen

Am Dienstagabend stellte Mülheims Verkehrsdezernent Peter Vermeulen im Ausschuss überraschend fest: Laut den Zahlen, die die MVG nun zum Fahrpersonal vorgelegt habe, sei „kein Rückgang zu verzeichnen“. So seien zum 30. September 215 Fahrer angestellt gewesen, so viele habe es zu den vorangegangenen Jahreswechseln 2012, 2014 und 2015 nicht gegeben.

Warum kann also die MVG ihre Straßenbahnlinien aktuell nicht auftragsgemäß befahren? Da hilft auch Vermeulens Feststellung nicht weiter, dass die Krankenquote bei der MVG laut AOK-Bericht im Jahr 2015 gar leicht unter dem Bundesdurchschnitt gelegen habe. Und doch: Die Krankenquote ist im Fahrdienst erheblich. Bei Straßenbahnfahrern erreichte sie an einigen Tagen im September einen Spitzenwert von 19 Prozent (Oktober: 16 Prozent). Im Busverkehr waren derweil Quoten von bis zu 11 beziehungsweise 13 Prozent festzustellen.

Laut MVG ist die Ausfallquote im Bahnverkehr stetig gesunken

Gleichzeitig verweist Vermeulen auf die MVG-Statistik, dass im Vergleich zum Jahr 2012 deutlich weniger Bahnfahrten ausgefallen seien: 2012 habe die Ausfallquote noch 2,7 Prozent betragen, Ende Oktober 2016 1,43 Prozent. „Die mir vorgelegten Zahlen erscheinen nicht auffällig“, meint Vermeulen, dass ein weiteres Nachforschen eher bei den Aufsichtsgremien der Verkehrsgesellschaft verortet sein sollte.

Womit die Frage weiter ungeklärt bleibt, warum die MVG sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als bei der Bezirksregierung eine vorzeitige Umstellung auf einen Zehn-Minuten-Takt zu erbetteln. Christoph Lademann als Leiter des Verkehrsmanagements im Via-Verbund mit Essen (und noch Duisburg), gab dazu am Dienstag keine Auskunft, sagte nur, der Schritt sei, „salopp gesprochen, eine Flucht nach vorn“. Die Taktausdünnung nicht erst im Juni, sondern schon im Januar vorzunehmen, verspreche „Flexibilität beim Personaleinsatz“. Die MVG-Pressestelle sah sich auch am Mittwoch nicht ad hoc in der Lage, nähere Gründe zu benennen, und vertröstete auf den heutigen Donnerstag.

Axel Hercher (Grüne) blieb im Mobilitätsausschuss nur der Spott: „Für den Fall, dass die Bezirksregierung die Taktausdünnung zum Januar nicht genehmigt, verstehe ich es so, dass wir bis Juni noch reichlich Fahrausfälle haben werden.“ Widerspruch erntete er nicht.