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In ihrer Blütezeit besitzt die Zeche Sellerbeck das größte Abbaufeld unter der Stadt. Sie schluckt kleine Gruben, tut sich mit anderen Zechen zusammen. Der Kohleabbau reicht an der Bruchstraße fast bis unter die Innenstadt. Große Teile Winkhausens, Mellinghofens, Eppinghofens und Dümptens entstehen über den Kohlelagen. Viele Straßennamen erinnern heute noch an die Standorte von Flözen und Fördergerüsten über den frühen Tiefbauschächten.
Dampfmaschinen treiben die Pumpen zur Wasserhaltung an. Sie beschleunigen ebenso die Seilfahrten zur Kohleförderung sowie das Ein- und Ausfahren der Bergleute. 1838 schuften auf Sellerbeck 280 Beschäftigte. Ihre Jahresleistung beträgt 40 063 Tonnen Kohle. Das beflügelt die Direktoren zum Ausbau. Sie lassen 1840 im Schacht Humboldt bei einer Teufe von 176 Metern ( 76 Meter über normal Null) die dritte Sohle ansetzen. Zu dieser Zeit sind jeweils zwei dampfgetriebene Wasserhaltungs- und zwei Fördermaschinen in Betrieb. Im selben Jahr wird der Schacht Christian aus der Förderung genommen. Er bleibt jedoch für die Bewetterung (Frischluftzufuhr) offen. 1841 wird im Schacht Humboldt bei 220 Metern (120 m NN) die vierte Sohle angesetzt. Ein Jahr später fördern zwei Anlagen: Müller/Humboldt und Hermann/Gertrud.
Die Zechenbahn geht 1848 in Betrieb. Deren Trasse verläuft auf der jetzigen A 40 und fast geradlinig von der Zeche Sellerbeck über Zeche Roland zum Bahnhof Oberhausen. 1850 und 1852 kommen die Felder Cronenberger Adit, Steinkuhl südlich und nördlich hinzu. 1854 beginnen Teufarbeiten für den Schacht Carnall (Schacht 3). Er geht an der Sellerbeckerstraße, 1,3 Kilometer nordwestlich der Betriebsanlage Müller/Humboldt, in die Tiefe. Im Jahr darauf erreicht der Schacht bei einer Teufe von 50 Metern das Karbon. 1859 wird im Schacht Carnall bei 177 Metern (86 m NN) die erste Sohle angesetzt und geht in Betrieb. Ein Durchschlag zum Pumpenschacht Müller kommt hinzu.
Vom 12. Oktober 1859 bis zum 22. Februar 1860 konsolidieren (durch Zusammenschließen stärken) die Felder Christian sowie Steinkuhl nördlich und südlich zur Zeche Vereinigte Sellerbeck. 1861 erreicht der Schacht Carnall bei 251 Metern (160 m NN) die zweite Sohle. Ein Jahr später muss die Betriebsleitung die Kohleförderung im Abbaufeld Müller reduzieren. Zu dieser Zeit gehört das Bergwerk zum Oberbergamtsbezirk Dortmund mit dem Bergrevier Mülheim.
Um die Kohle aus tieferen Schichten zu gewinnen, werden ab 1864 die Schächte Humboldt und Müller ab der vierten Sohle tiefer geteuft. Schacht Müller erreicht 1865 bei 285 Metern Teufe (185 Meter NN) die fünfte Sohle. Noch im selben Jahr beginnen die Arbeiten für zwei weitere Wetterschächte.
Louis Kannengießer erwirbt die Kuxenmehrheit (Aktien) der Gewerkschaft Vereinigte Sellerbeck. Außerdem wird die Zahlung des Zehnten an die Mülheimer Gesellschaft abgelöst. 1867 reicht Schacht Humboldt bis zur fünften Sohle. 1871 lässt die Direktion den Schacht Carnall tiefer teufen. Er erreicht 1873 bei einer Teufe von 383 Metern ( 291 Meter NN) die dritte Sohle. Am 6. März 1876 kommt das Geviertfeld Steinkuhle Südflügel für den Abbau hinzu. Zwei Jahre später wird im Schacht Müller bei 368 m (268 m NN) die sechste Sohle angesetzt. 1880 erreicht Schacht Humboldt die sechste Sohle.
Wieder sind auf der Zeche Vereinigte Sellerbeck zwei Anlagen in Förderung: Müller/Humboldt und Carnall/Wetterschacht Christian. Der Schacht Humboldt wird Ende 1884 aufgegeben und verfüllt. Am 3. September 1887 kauft die Zeche das Geviertfeld Caroline I, das südliche Feld der Zeche Caroline. Ab 1892 teufen Arbeiter den Wetterschacht Christian tiefer. Sie erreichen 1894 bei einer Teufe von 251 Metern mit einem Durchschlag die zweite Sohle der Anlage Carnall.
Die Betriebsanlage Müller fördert 1895 aus zwei Schächten, die Betriebsanlage Carnall hat drei Schächte. Die Kuxe des Hauptanteilseigners Kannengießer gehen in den Besitz der Bergbau- und Schifffahrts-AG über.