Mülheim. . Der Mülheimer Paul Heidrich setzt sich mit dem von ihm gegründeten Verein seit vielen Jahren für behinderte Menschen in Bulgarien ein.

  • Im Jahr 2000 fehlte es an allem, was ein Leben menschenwürdig macht
  • Bericht der ARD-Korrespondentin Inge Bell bewegte in Deutschland
  • Bei Hilfstransporten setzte sich Paul Heidrich selbst ans Steuer

Vor zwei Tagen hat der Verein auf seiner Jahreshauptversammlung beschlossen, dass künftig Freizeiten und kleine Urlaube für die Frauen in der Behinderteneinrichtung im bulgarischen Malko Scharkovo bezuschusst werden sollen. Ein Meilenstein, wenn man die Bilder aus dem Jahr 2000 sieht, als es dort noch an allem fehlte, was ein Leben menschenwürdig macht.

Damals wurde der „Verein zur Förderung von Einrichtungen für Behinderte im Ausland“ vom Mülheimer Paul Heidrich gegründet, der dem Verein bis heute vorsitzt. Die Hilfe für Menschen, die damals keine Lobby im eigenen Land hatten, ist ihm – und rund 60 weiteren engagierten Menschen – seither nicht nur Ehrenamt, sondern eine Herzensangelegenheit geworden.

Hilfe für Menschen ohne Lobby

Es waren die Bilder, die die ARD-Korrespondentin Inge Bell für den „Weltspiegel“ kurz nach Beginn des Jahres 2000 nach Deutschland brachte. Die Reporterin sprach von „apokalyptischen Szenen“: Körperlich und geistig behinderte Frauen vegetierten in dem bulgarischen Dorf im Südosten, kurz vor der türkischen Grenze. Sich selbst überlassen, lieblos behandelt und abgefüttert, geschlagen und in Baracken wohnend, in denen sogar die Fenster fehlten (der ehemalige Heimleiter baute sie für seinen Stall aus).

Auch Paul Heidrich, Vater eines behinderten Sohnes, hatte die Bilder gesehen. Der Mülheimer CDU-Politiker war damals Fraktionschef für seine Partei in der Landschaftsversammlung, einem Organ des LVR (Landschaftsverband Rheinland). Mit dem LVR-Direktor und den anderen Fraktionschefs beschloss man, Fachleute zu entsenden, um die Hilfe zu organisieren.

Zwei Jahre später konnte Paul Heidrich sanierte und mit Duschen und Toiletten ausgestattete Gebäude an den Bürgermeister des Dorfes übergeben. Doch damit endete das Engagement nicht, es fing erst an.

Heidrich gründete den Verein, gewann alle Fraktionen des LVR sowie leitende Mitarbeiter für die Vorstandsarbeit. Viel Fachkenntnis dürfte sich da versammelt haben, denn der LVR ist für die Förderung und Unterstützung behinderter Menschen im Rheinland zuständig.

Geld, Sachgüter, Fahrzeuge

Der Verein schickte nicht nur Geld, Sachgüter (vom Bett bis zum Rollstuhl) sowie Fahrzeuge: Die Betreuerinnen in Malko Scharkovo wurden auch von deutschen Mitarbeitern im Umgang mit ihren Schützlingen geschult. Eine entsprechende Ausbildung in der Heilerziehungspflege gibt es laut Heidrich bis heute nicht. Auch aus der „Aktion Mensch“ flossen Mittel.

Für Hilfstransporte nach Malko Scharkovo setzte sich der heute 72-jährige Saarner selbst ans Steuer, besuchte das Dorf mindestens einmal im Jahr. Der erfahrene Kommunalpolitiker vernetzte sich über die Jahre gut, hielt Kontakt zu Ministern, Gouverneuren, Politikern, unter anderem um Vetternwirtschaft, Missbrauch der Spenden und Korruption nicht aufkommen zu lassen.

Paul Heidrich hat Behindertenheime in den 1970ern in Deutschland gesehen, er weiß von Massenschlafsälen und abgeschlossenen Türen. „Wir kamen nicht als Besserwisser nach Bulgarien“, betont er, „wir wollten helfen, die Fehler, die wir gemacht haben, nicht zu wiederholen.“ Auch die Journalistin Inge Bell hat die Frauen von Malko Scharkovo nicht aus den Augen gelassen. Ihre Bilder zeigen heute lachende, glückliche Menschen in gepflegter Umgebung, die Zuwendung bekommen und sich sichtlich wohl fühlen.

Infos und Kontakt

Der Verein hat zuletzt Spenden verwendet, um Fenster, Türen und Böden in der Wohneinrichtung zu sanieren. Gern würde der Verein weitere Außenwohngruppen fördern. Die Planungskosten für eine weitere Einrichtung wurden schon übernommen, die Pläne sind bewilligt, ebenso das Budget für die Einrichtung. Spender, um das Gebäude bauen zu können, werden noch gesucht.

Kontakt: 0208/460 267 (Paul Heidrich). Auf der Seite von Inge Bell finden sich Infos zum Projekt: www.malko-scharkovo.info