Mülheim. . Die Grundstücksbörse Ruhr konnte einst aus dem Vollen schöpfen, jetzt kämpft sie um Ansiedlungsmöglichkeiten für Firmen.
- Die Grundstücksbörse Ruhr konnte einst 8500 Hektar vermarkten – heute herrscht Mangel
- Zum Jubiläum gibt es einen Appell an Politik, Flächen zur Firmenansiedlung frei zu machen
- Ein neues Angebot richtet sich auch an private Immobilienbesitzer
Waren das noch Zeiten, als im Oktober 1966 die Grundstücksbörse Ruhr gegründet wurde, um die vielen Brachflächen der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet mit neuem Leben zu füllen. „Heute“, sagt Diplom Kaufmann und Makler Jens Hendrik Zerres aus Mülheim, „leiden wir unter einer Mangelverwaltung.“ Flächen für Betriebe fehlen. In Mülheim gebe es gerade mal noch fünf freie Hektar. Der Appell zum Jubiläum der Grundstücksbörse lautet daher auch Richtung Politik und Eigentümer: Schafft neue Räume für Ansiedlungen!
„Davon können wir heute nur noch träumen“
Rund 8500 Hektar vermarktbare Flächen gab es noch vor 50 Jahren. „Davon können wir heute nur noch träumen“, erklärt die Vorstandsvorsitzende der Grundstücksbörse, Corinna Spiess. Inzwischen, so Zerres, sei es vielerorts ein echtes Problem, anfragenden Betrieben überhaupt etwas anbieten zu können. „Es sind große mittelständische Unternehmen, die anklopfen.“ Doch bei manchen Anfragen müsse er erst gar nicht großartig nachdenken: „Wir können die Wünsche schlicht nicht erfüllen.“ Dadurch gingen mögliche Arbeitsplätze, vor allem auch Steuereinnahmen den Städten wie Mülheim verloren. Zerres sieht dadurch Wohlstand in Kommunen bedroht.
Die Makler der Grundstücksbörse sind nicht die Ersten, die den Engpass beklagen. Der Unternehmenverband, die IHK, aber auch manche Politiker tun es seit langem und regelmäßig. Dabei geht es ihnen nicht nur um Neuansiedlungen, sondern auch um Bestandspflege: Firmen wollen sich auch entwickeln, erst recht, wenn die Geschäfte gut gehen wie in den letzten Jahren.
Eine der wichtigsten Aufgaben für die nächste Zeit
Die Neuausweisung von Flächen für betriebliche Ansiedlungen halten die Vertreter der Börse für eine der wichtigsten Aufgaben in nächster Zeit. „Ich sehe aber durchaus auch vorhandene Flächen und Immobilien, die sich revitalisieren ließen“, sagt Zerres und wünschte sich, dass Eigentümer hier tätig werden – entweder selbst oder durch Investoren. Dabei handele es sich um Immobilien und Areale, die in ihrer jetzigen Form nicht mehr den Ansprüchen und Anforderungen genügten. Der Büro- und Gewerbepark am Flughafen gehört für Zerres dazu. Dort könnte es aus seiner Sicht eine ganz andere Entwicklung geben, wenn die Hürden im Bebauungsplan zurückgenommen würden. „Die Hürden für Ansiedlungen auf Freiflächen werden immer größer – angefangen von der Landesentwicklungsplanung über die Regionalplanung bis zur lokalen Bauleitplanung für Unternehmen. Das macht die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region nicht einfacher“, beklagt IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel.
Immopromeo berät auchprivate Eigentümer
Zur guten wirtschaftlichen Entwicklung einer Region gehören für die Makler auch gute Straßen, intakte Brücken, ein hochwertiges Glasfasernetz, ein Bürokratieabbau in den Genehmigungsbehörden. Da sieht Zerres in Mülheim noch reichlich Arbeit.
Heute steht neben der Unternehmensansiedlung für die Grundstücksbörse das Bestreben im Vordergrund, Transparenz im Immobilienmarkt zu schaffen. So wird jährlich ein Mietspiegel für gewerbliche Räume in Essen, Mülheim und Oberhausen veröffentlicht und regelmäßig über die aktuelle Situation am Immobilienmarkt berichtet.
Seit 2015 tritt die Grundstücksbörse unter der Bezeichnung „immopromeo“ auf. Damit betonen die Börsenmitglieder ihre Verbundenheit mit der MEO-Region und bieten je nach Nachfrage Aufklärung an: „Die Immobilie im Alter“, ist derzeit so ein Thema. Die Vorträge sind kostenlos. „Wir machen aber auch eine persönliche Beratung möglich, die kostenpflichtig ist“, heißt es. Die Gebühr werde dann allerdings für einen guten Zweck gespendet.
Wird es die Börse auch noch in den nächsten Jahrzehnten geben? Die Fachleute sind überzeugt: Die Bedeutung von Grundbesitz und Eigentum nehme eher, die Ansiedlung von Unternehmen erst recht.