Styrum. . Für das dritte Septemberwochenende 2018 ist die Eröffnung der wichtigen Verbindung vorgesehen.Die Baustraße ist verlegt. Viele Vorarbeiten sind erledigt. Arbeiten für die Pfeiler und Widerlager folgen
- Der Zeitplan für den Bau der neuen Thyssenbrücke steht. Im Herbst 2018 soll sie nutzbar sein.
- Das Neubauprojekt ist technisch und logistisch äußerst anspruchsvoll
- Viele schwierige Vorarbeiten sind schon erledigt
„Ausbau der Oberhausener Straße und Neubau der Thyssenbrücke“ – was gerade unter diesem Titel auf der Baustelle und im Technischen Rathaus läuft, füllt bereits mehrere Aktenordner. Der Zeitplan steht. Passiert nichts Unvorhersehbares, ist das Projekt im Frühjahr 2019 erledigt. Autos, Fußgänger und Straßenbahnen können die neue Thyssenbrücke ab Mitte September 2018 nutzen. Am 15., ein Samstag, ist der Eröffnungstermin.
„Es ist das technisch und logistisch anspruchsvollste Neubauprojekt, welches wir zur Zeit in Mülheim stemmen“, beschreibt Baudezernent Peter Vermeulen den Einsatz von zwei städtischen Brückenbauingenieuren und zahlreichen Firmen. Allein Terminplanungen mit der Deutschen Bahn AG (Bereich Netz) haben Jahre gedauert. Zweimal zwei Wochen Vollsperrung der kompletten Ruhrgebietsstrecke zwischen den Hauptbahnhöfen Mülheim, Duisburg und Oberhausen sind in den Oster- und Herbstferien 2018 angesagt– S-Bahnen fahren vielleicht bis Styrum. In diesen Sperrblöcken muss die neue Brücke ein-, die alte abgebaut sein.
Um die Brücke zu verwirklichen, sind viele Vorarbeiten nötig, die Autofahrer kaum bemerken. An die schmale Überfahrt und Tonnenbegrenzung haben sie sich längst gewöhnt. Beiderseits und unterhalb der Brücke ist schon viel passiert – bei laufendem Betrieb. „So lange die neue Thyssenbrücke nicht dem Verkehr übergeben ist, wird die alte gebraucht“, sagt Horst Chluba, kommissarischer Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau.
Erledigt sind bis jetzt: Im Januar und Februar haben Motorsägemänner 4900 Quadratmeter Baufläche gerodet und dabei 75 Bäume gefällt. „Alles landschaftsrechtlich geprüft, mit Zustimmung der politischen Gremien“, hat Ralf Grunert, Brückenbauingenieur, notiert. Gleichzeitig haben Fachleute eine Sauerstoffleitung der „Air Liquide“ am Marienplatz getrennt und ausgebaut. Grunert: „Da muss man mehr als vorsichtig sein. Vor allem hingen an der Brücke noch andere Gasleitungen, „von denen niemand wusste, ob sie benutz werden“, fügt der Baudezernent hinzu. „Das Ausschließen von Unglücken steht ganz oben“, betont Horst Chluba.
Zufahrten größer dimensioniert
Von Januar bis April entstand die 430 Meter lange Baustraße neben dem westlichen Widerlager. Von Februar bis April haben Experten dann 105 Meter Ferngastleitung der „Thyssengas GmbH“ zwischen Marienplatz und „Salzgitter Mannesmann“ umgelegt – Durchmesser 400 Millimeter. Zwei Monate länger dauerten Bau und Anschluss von 175 Metern neuer Trasse für die Hochdruck-Ferngasleitung der „Open Grid“ im Baubereich. Sie versorgt die Friedrich-Wilhelms-Hütte. „Eine Unterbrechung der Hüttenversorgung darf es nicht geben“, stellt Peter Vermeulen klar. Die Stadtentwässerer haben einen Kanal verlegt: Durchmesser 1000 Millimeter, Streckenlänge 55 Meter.
Friedrich-Ebert-Straße endet im Privatgelände
Die Friedrich Ebert-Straße erreicht die Thyssenbrücke nicht, wie viele Mülheimer glauben. In Stadtplänen und Internetkarten ist es auch falsch dargestellt. In Richtung Styrum führt sie neben dem Westbahnhof geradeaus auf ein Privatgrundstück direkt neben den Bahngleisen.
Die Hauptstraße macht dagegen einen leichten Schwenk nach links. Genau dort – am Anfang der Brückenrampe – beginnt die Oberhausener Straße. Thyssenkrupp Schulte hat die Hausnummer 1, steht im amtlichen Adressbuch. Daher ist die Thyssenbrücke Bestandteil der Oberhausener Straße. Weiter geradeaus Richtung Styrum-Süd beginnt auf dem Damm die Hauskampstraße.
Gerade eingebaut sind 24 Betonpfähle für die neue Stromversorgung der Mülheimer Verkehrsgesellschaft. Das Unterwerk an der Hauskampstraße wird wegen des Brückenneubaus Richtung Styrum verschoben. 250 Kubikmeter Beton sind ausgehärtet.
Ebenfalls gerade erledigt ist das Umlegen des „Salzgitter-Mannesmann“-Kanals auf der Ostseite der Thyssenbrücke. „Er musste genau zwischen den Fundamenten des Hochspannungsmastes der ,Westnetz AG’ (110 Kilovolt) auf 48 Meter Länge durchgepresst werden“, schildert Horst Chluba. Gesamtstrecke 78 Meter, 1000 Millimeter Durchmesser. „Dabei mussten wir permanent die Position der Mastfüße überwachen.“
800 Bohrungen des Kampfmittelräumdienstes im Bereich der neuen Brückenfundamente seit August erledigt. „Weitere folgen“, kennt Ralf Grunert den Bauzeitenplan. Weil unter der alten Thyssenbrücke noch Strom- und Wasserleitungen hängen, werden sie bis Ende 2017 auf ein Traggerüst verlegt und später wieder unter der neuen Brücke angehängt. „Wir bauen dazu viele Leerrohre ein, um für die Zukunft für weitere Kabel gerüstet zu sein“, erklärt der Baudezernent. Die Deutsche Bahn baut bis Jahresende ein Gleisstück ab: den alten Hüttenanschluss, wo jetzt die Baustraße liegt.
Die neue Thyssenbrücke wird neun Meter breiter und etwas kürzer als die alte. Sie erhält Radwege und abgetrennte Straßenbangleise. Die Zufahrten auf beiden Seiten werden größer dimensioniert. An der Nordseite entsteht gleich die Zufahrt für die geplante Industriestraße in das Gewerbegebiet. „Wir hoffen, dass wir davon wenigstens bald ein Teilstücke verwirklichen können“, sagt Peter Vermeulen.