Mülheim. . 1102 Plätze wurden von Betrieben angeboten. Die Zahl der Bewerber nahm leicht ab. Unversorgte Jugendliche können im Endspurt noch unterkommen.
- Mülheimer Betriebe haben 1102 Lehrstellen angeboten
- 41 Jugendliche sind noch unversorgt und suchen einen Ausbildungsplatz
- Im Endspurt gibt es noch Chancen
Das hört sich gut an: 1102 Ausbildungsstellen wurden zum laufenden Ausbildungsjahr von Mülheimer Betrieben angeboten – es waren 86 mehr als 2015. 57 dieser Lehrstellen waren Ende September leider noch unbesetzt – und damit 46 mehr als im Vorjahr.
„Der Ausbildungsmarkt in Mülheim ist derzeit recht gut“, lautet das Fazit von Christiane Artz, Geschäftsführerin bei der Agentur für Arbeit. Von den 1119 Bewerbern für einen Azubi-Platz hatten zum 30. September 41 noch keine Stelle oder eine Alternative gefunden (17 weniger als in 2015). „Manche Bewerber und Betriebe passen leider einfach nicht zusammen“, so Artz. Unter den Anwärtern habe es auch 27 junge Flüchtlinge gegeben, die alle nicht unversorgt blieben.
Probleme im Verkaufsbereich
„Nicht versorgen konnten wir insgesamt vor allem einige Bewerber für den Verkaufsbereich“, berichtet Artz. Probleme mit der Stellenbesetzung gab es dagegen im Lebensmittel-Verkauf, in Bäckereien und in der Gastronomie. Freie Ausstellungsplätze finden Interessierte noch beim Augenoptiker und Friseur, im kaufmännischen Bereich, als (zahn)medizinische Fachangestellte, als Vertriebsfachwirt/Einzelhandel oder Fachinformatiker.
Wer bisher keinen Ausbildungsplatz gefunden habe, könne sich auch jetzt noch melden und „im Endspurt“ doch noch eine Ausbildung starten ( 455-5470). Das Gleiche gelte für Betriebe, die noch Azubis suchen ( 455-5416).
Zufrieden zeigt sich auch Klaus Konietzka, Leiter der Sozialagentur, mit den diesjährigen Zahlen. 352 junge Leute, die Leistungen nach SGB II beziehen, konnten über das U-25-Haus in Ausbildung gebracht werden – darunter sogar 84, die schon über 25 Jahre alt waren. „Wir stehen dennoch vor großen Herausforderungen“, so Konietzka, „es gibt rund 600 junge Flüchtlinge zwischen 16 und 25 Jahren, die noch im Asyl-Anerkennungsverfahren sind, etwa 80 % davon werden wohl hier bleiben. Um sie müssen wir uns intensiv kümmern, sie möglichst zügig in Ausbildung bringen, denn die Integration steht und fällt mit der Ausbildung.“
Künftig mehr Flüchtlinge
Die Handwerksbetriebe stünden dafür bereit, erklärt Barbara Yeboah, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Der Ausbildungswille der Handwerksbetriebe befinde sich auf gutem Niveau. Das zeigten 473 abgeschlossene Ausbildungsverträge. Mit 696 neuen Ausbildungsverhältnissen wartet die IHK auf. „Diese positive Entwicklung haben wir gar nicht erwartet“, sagt Franz Roggemann (Aus-/Weiterbildung). Zugelegt habe man bei Stellen im Elektro- und Metallbereich und in einigen kaufmännischen Berufen. Die Bereitschaft künftig mehr Flüchtlinge einzustellen, sei vorhanden.
„Dass die Zahl der Ausbildungsplätze gestiegen ist, trotz Widrigkeiten, die den Unternehmen entgegenschlagen, ist sehr erfreulich“, findet Elisabeth Schulte (Unternehmerverband). Gäbe es nur frische Schulabgänger (und keine Altfälle aus den Vorjahren), könnte jeder Bewerber in Mülheim rein rechnerisch zwischen zwei Stellen wählen. Trotz positiver Zahlen sollte man Qualität und Attraktivität der Ausbildung weiter steigern, erklärt Jan Mrosek (DGB). Er beklagt, dass Vallourec 2019 die Ausbildung aus Mülheim wegverlagern wolle. „Dann könnten 200 Azubi-Stellen verloren gehen, wir hoffen, dass wir das abwenden können.“