Mülheim. . Der Aufsichtsratsvorsitzende beklagt eine Stimmung gegen die MVG und warnt davor, angesichts des hohen Defizits jeden Wunsch erfüllen zu wollen.
- Der Vorsitzende des Aufsichtsrates warnt vor Stimmungsmache gegen die MVG
- Bei jährlich rund 32 Millionen Euro Defizit kann nicht jeder Wunsch erfüllt werden
- Bedarf im Alltag soll genau ermittelt werden und den Takt vorgeben
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG), Wolfgang Michels (CDU), beklagt eine Stimmungsmache gegen die MVG. Ähnliches sei in der Nachbarstadt bei der Essener Verkehrs AG zu spüren. „Wir haben sicherlich Mängel und Defizite, aber wir verschließen nicht die Augen vor den Problemen.“ Von einer Fehlplanung will Michels allerdings trotz des Personalmangels bei Bus- und Bahnfahrern nicht sprechen. „Wir haben im Zuge des Nahverkehrsplanes ohnehin beschlossen gehabt, von einem 10- auf einen 15-Minuten-Takt umzusteigen. Wir müssen einfach bedarfsgerechter fahren“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende im Gespräch mit dieser Zeitung.
Angesichts der Ausdünnung des Fahrplanes, der vielen Ausfälle bei Bussen und Bahnen und der offenkundig dünnen Personaldecke sind Aufsichtsrat, aber auch die Stadtspitze und die Ratspolitik in die Kritik geraten. Kunden der MVG beklagen einen zunehmend schlechteren Service und eine Abnahme an Qualität. Dies sieht Michels nicht so und verweist unter anderem auf die nagelneuen Bahnen: „Es kann aber nicht sein, dass wir für drei Leute eine Bahn fahren lassen“, warnt Michels vor überzogenen Forderungen angesichts von rund 32 Millionen Euro Miese, die jedes Jahr bei der MVG auflaufen. Das sei immerhin fast die Hälfte aller neuen Schulden, die die Stadt jedes Jahr neu mache. Hierauf müsse reagiert werden. Die jüngste Kritik am 15-Minuten-Takt der Grünen kann Michels überhaupt nicht nachvollziehen. „Auch die sind im Aufsichtsrat vertreten und kennen die Probleme sehr wohl.“
Attraktiver gestalten
Die Personalengpässe im Fahrerbereich haben für Michels historische Gründe. Nach einem Gutachten im Jahr 2007 seien bei der MVG rund 180 Stellen als verzichtbar eingestuft worden, darunter Fahrerstellen. „Ich habe damals schon zur Vorsicht gemahnt.“ Jetzt werde man vermehrt wieder ausbilden und den Arbeitsplatz des Bus- und Straßenbahnfahrers attraktiver gestalten müssen. Bessere Bezahlung? „Das hat längst nicht nur etwas mit Geld zu tun.“
Der hohe Krankenstand geht aus Sicht des Aufsichtsratsvorsitzenden vor allem auch darauf zurück, dass die Fahrer häufig der Witterung ausgesetzt sind. „Der Stress hat zugenommen. Der Verkehr ist aggressiver geworden, mancher Fahrgast leider auch“, zählt Michels Probleme auf, zu denen er zudem vielfach ein hohes Überstunden-Konto zählt.
Kundenzufriedenheit
Körperlich sei das ein sehr anstrengender Beruf geworden. „Wir brauchen mehr Gesundheitsförderung.“ Vielleicht gelingt es uns auch, die Touren abwechslungsreicher zu gestalten, statt über Stunden immer die gleichen Strecken fahren zu müssen. Froh ist der Aufsichtsrat, dass die Fahrerplätze durch bauliche Maßnahmen sicherer gemacht werden konnten.
Mit Uwe Bonan, der zusammen mit dem Evag-Chef Michael Feller, die künftige Doppelspitze der Ruhrbahn – Fusion von Evag und MVG ab 1. Januar 2017 – bilden wird, hofft der Aufsichtsrat, dass dem Fahrerpool mehr Bedeutung beigemessen wird. Es sei im Aufsichtsrat allen bewusst, dass mit den Fahrern die Kundenzufriedenheit stehe und falle.
Personelle Einsparungen kann sich Michels in der klassischen Verkehrsverwaltung vorstellen. Er sieht durchaus überbesetzte Abteilungen. „Ich glaube, dass wir mit Bonan da jemanden haben, der auf den Cent schaut und einiges bewegen wird.“