Mülheim. . Wegen der Niedrigzinspolitik können die Betriebskosten nicht mehr abgedeckt werden. Nach Lösung wird gesucht. Thema Freitag im Kulturausschuss.

  • Museum wird von einer Stiftung getragen
  • Stadt war bislang finanziell nicht involviert, Lösungen werden gesucht
  • Durch die Niedrigzinspolitik können Betriebskosten nicht mehr gedeckt werden

Damit es dem Museum nicht sprichwörtlich ans Leder geht, müssen die Verantwortlichen jetzt ein dickes Fell zeigen. Denn es geht um den Fortbestand des Leder- und Gerbermuseums, das eine wichtige wirtschaftliche Säule der Mülheimer Geschichte dokumentiert.

Das in 2003 eröffnete Museum in der ehemaligen Lederfabrik Abel wurde seinerzeit als eine Innovation in der Museumslandschaft gefeiert, weil es „von Bürgern für Bürger“ in Form einer Stiftung getragen wird. Und wie fast alle Einrichtungen, die nach diesem Modell in quasi privater Hand liegen, sind die Erträge, die aus Stiftungskapital erwirtschaftet werden, längst nicht mehr auskömmlich. Das eingelegte Geld selbst darf nicht angegriffen werden.

Grund ist die Niedrigzinspolitik. „Die Rechnung ist einfach“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Thomas Behrendt. Bei einem Grundvermögen von etwas über einer Mio. Euro habe man durchgängig über lange Jahre mit etwa sechs Prozent Ertrag rechnen können und kam so auf 60 000 bis 65 000 Euro im Schnitt, „die dafür ausgereicht haben, das Museum zu unterstützen.“

Das hatte ein jähes Ende mit der extremen Niedrigzinsphase, denn irgendwann liefen auch die lange angelegten Papier aus. „Und genau das ist passiert“. Für eine Wiederanlage könne man im Rahmen der Richtlinien und auf der sicheren Seite jetzt mit viel Glück nur noch um 0,15 Prozent erwirtschaften. „So ist beim Förderverein ein Defizit entstanden.“

Keine genauen Zahlen

Genaue Zahlen gäbe es derzeit noch nicht, so Behrend: „Ich arbeite gerade an einer aktuellen Ertragssituation.“ Er geht aber davon aus, „dass viel mehr als 10 000 Euro ans Zinserträgen nicht mehr zu erwirtschaften sein werden“. Dieser mageren Summe stehen die 60 000 bis 65 000 Euro an Betriebskosten jährlich gegenüber. Einen Antrag, in dem es um die Erhaltung des Leder- und Gerbermuseums geht, hat die CDU für die heutige Sitzung des Kulturausschusses eingebracht. „Es gibt finanzielle Schwierigkeiten, die besprochen werden müssen“, sagt Markus Püll. „Wir wollen von der Verwaltung nicht wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Angeblich verhandele die Stiftung derzeit mit der Landesregierung NRW mit dem Ziel, die Trägerschaft für das Museum ans Land abzugeben, so die CDU. Das weist Behrendt klar zurück: „Wir stehen und standen nicht mit der Landesregierung in Verhandlungen – noch nie.“

Das Leder- und Gerbermuseum war schon immer „Chefsache“, ob bei Dagmar Mühlenfeld oder jetzt bei Oberbürgermeister Ulrich Scholten. Im Rathaus sind die Probleme angekommen. „Der Oberbürgermeister arbeitet an einer Lösung“, sagt Kulturdezernent Ulrich Ernst: „Und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir eine finden werden.“ Und das muss die Stadt sogar, denn weil sich die Stiftung NRW über den Landschaftsverband Rheinland damals an dem Museum mit 770 000 DM beteiligte, ist die Stadt die Verpflichtung eingegangen, das Haus über 25 Jahre zu erhalten. Zudem beschloss der Rat 2002 einstimmig eine Ausfallbürgschaft für den Fall, dass die Stadt einspringt, falls der Förderverein seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.„Wir bemühen uns, das Bestehen des Ledermuseums zu sichern“, sagt Margarete Wietelmann, 2. Vorsitzende des Fördervereins für das Ledermuseum und kulturpolitische Sprecherin der SPD.

Doch wo soll das Geld für den Erhalt des Museums bei der klammen Haushaltslage jetzt herkommen? Bislang war die Stadt finanziell nicht engagiert. Die Betriebskosten konnten viele Jahre über die Stiftung abgedeckt werden. In deren Gründungsphase Anfang 2000 gab die Mülheimer Sparkasse 50 000 DM, die Stiftung NRW speiste über den Landschaftsverband Rheinland 770 000 DM ein, der Förderverein, Privatleute und die Mülheimer Wirtschaft beteiligten sich. Über die Sparkasse ist Thomas Behrendt ehrenamtlich als Stiftungsgeschäftsführer aktiv. Seine Vorgänger, so Behrendt, „haben das Stiftungskapital sauber erhalten und gut gewirtschaftet.“