Mülheim. . Auf Gemeinschaftsnetz von Mülheim und Essen können bei Großereignissen nicht genug Züge fahren. Sie stehen zu oft in der Werkstatt. Chance zum Wechsel.
- Ersatzteile sind beim Hersteller kaum noch zu haben
- In einigen Jahren werden die alten Bahnen ausgemustert
- Ab 2025 könnten neue Züge auf dem gemeinsamen Netz fahren
Die Mülheimer U-Bahnzüge fahren schon im Rentenalter. Sie sind anfällig, sie schwächeln und stehen zu oft in der Werkstatt. Ersatzteile sind beim Hersteller kaum noch zu haben. So entstehen Engpässe. Weil MVG (Mülheimer Verkehrsgesellschaft) und Evag (Essener Verkehrs-Aktiengesellschaft) vereinbart haben, ihre Wagen in beiden Städten freizügig einzusetzen, wirkt sich das bei Großereignissen in Essen auch auf die Linie U 18 in Mülheim aus: Kurze Züge oder komplette Fahrtausfälle.
Von den 52 Fahrzeugen waren letzte Woche nicht genug einsatzfähig, um lange Züge mit vielen Fahrgästen zur Spielemesse zu fahren. Verstopfte Bahnsteige in Essen und wartende Fahrgäste auf Mülheimer Stationen waren die Folge. „Wir hatten bereits alles draußen, was fahren konnte“, erklärte Nils Hoffmann, Sprecher von MVG und Evag auf Anfrage der Zeitung.
B-Wagen sind seit rund 40 Jahren auf den Schienen unterwegs
Während andere Städte wie Düsseldorf bei Fußballspielen ihre Stadtbahnen im Dreier-Pack (also mit einem dritten zusätzlichen angehängten Wagen) fahren lassen, fehlen auf dem Gemeinschaftsnetz dafür die Kapazitäten. Vor acht Jahren, während der Loveparade oder dem Kirchentag, fuhren Dreierzüge im Dreiminutentakt.
Inzwischen zeigt ein Teil der B-Wagen-Flotte Altersschwäche. Sie sind rund 40 Jahre auf Achse, haben ihre Lebensdauer fast abgefahren. Ausfälle wegen zusätzlicher Wartung und Reparaturen häufen sich. „Wir haben mehr ältere Bahnen, die länger in der Werkstatt stehen“, gibt Hoffman zu bedenken.
Ruhrbahn muss in einigen Jahren alle U-Bahnen ausmustern
In einigen Jahren muss die Ruhrbahn, der neue Gemeinschaftsbetrieb von Mülheim und Essen, alle 52 U-Bahnen ausmustern. Ab 2025 könnten neue Züge auf dem gemeinsamen Netz, mit der U 18, fahren. Bisher ist offen, was die Neuen leisten (Lastenheft) und wie sie bezahlt werden sollen. Ein Termin für die Ausschreibung fehlt ebenfalls.
Dortmund, Bonn und Köln haben einen Teil ihrer B-Wagen längst ertüchtigt – für weitere 10 bis 15 Jahre, heißt es dort aus den Werkstätten. Essen hat gebrauchte Wagen aus deutscher Produktion in London gekauft. Sie sollten die Lage entspannen. Ein Ertüchtigungsprogramm für B-Wagen kam nie auf heimische Werkstattgleise.
Andererseits besteht jetzt die Chance, im mittleren Ruhrgebiet wieder ein einheitliches Schiennetz herzustellen. Bis 2022 müssen alle Haltestellen barrierefrei ausgebaut sein. Niederflurstraßenbahnen auf Meterspur fahren bei MVG und Evag in der Mehrzahl. Die Tunnelanlagen könnten dafür angepasst werden. Neue, attraktive Linien könnten damit entstehen.
Eine teure Doppelstruktur mit vielen Fahrzeugtypen und zwei Spurweiten könne sich keine Stadt mehr leisten, sagen Gutachter.
Modernisierung läuft bei Straßenbahnen flotter
52 U-Bahnen fahren auf dem Netz in Mülheim und Essen. Sieben B-Wagen gehören der MVG, 24 der Evag. Alle 1977, ‘78 und 1985 gebaut. Ebenfalls zu Stadtbahnflotte zählen 21 aus London gebraucht gekaufte und umgebaute Dockland-Züge aus den Jahren 1986 und 1989.
Bei den Straßenbahnen läuft die Modernisierung flotter. 15 neue NF2 hat die MVG in den letzten 18 Monaten bekommen. Alle fahren aber noch nicht.