Mülheim. . 30 Schüler besuchten die Vorlesung der ersten Junior-Ausgabe des Studium Generale mit Prof. Sauer an der HRW. Die Kinder fanden es aufregend.
- Mathematik-Professor Dr. Andreas Sauer rechnet mit Dritt- bis Sechstklässlern
- Die Vorlesung in einem richtigen Hörsaal beeindruckte die Schüler
- Hochschule Ruhr-West plant ab Frühjahr eine feste Reihe für Kinder
Eine einzige Schulkasse kann das ganze Universum klein aussehen lassen – zumindest rein mathematisch betrachtet. Wie das gehen soll? Das wissen nun rund 30 Kinder, die an der Vorlesung der ersten Junior-Ausgabe des Studium Generale an der Hochschule Ruhr-West teilgenommen haben. Mathematik-Professor Dr. Andreas Sauer rechnete den Dritt- bis Sechstklässlern vor, dass Zählen eigentlich babyleicht ist.
Die Aufgabe klingt zunächst einfach: „Wenn wir 22 Kinder im Klassenzimmer haben und 22 Stühle, wie viele Möglichkeiten gibt es, wie sich die Kinder auf die Stühle setzen könnten?“, fragt Prof. Dr. Andreas Sauer, Institutsleiter der Naturwissenschaften und selbst Vater von zwei Kindern. Der Hörsaal grübelt, Kinder und Eltern nehmen die Hände zur Hilfe und zählen ab.
Erste Finger schnellen in die Höhe. „464?“, sagt ein Junge aus der mittleren Reihe, der 22 mal 22 gerechnet hat. „11?“, sagt ein Mädchen. „44“, ein anderes. Prof. Sauer schreibt alle Vorschläge an die Tafel. Dann bittet er einen Freiwilligen nach vorne und stattet den Jungen mit einem Schild mit der Nummer 1 darauf aus. Der Junge setzt sich auf einen Stuhl und Andreas Sauer erklärt: „Es gibt nur eine Möglichkeit, wie sich diese Nummer eins auf den Stuhl setzen kann.“ Ein Mädchen kommt nach vorne, sie wird zur Nummer 2. „Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Schließlich sitzen drei Kinder vorne, die sich in insgesamt sechs unterschiedliche Reihenfolgen setzen können.“
Rechnen anstatt zählen
Je mehr Kinder hinzu kommen, desto schwieriger wird es, die verschiedenen Möglichkeiten durchzuprobieren. „Also rechnen wir“, sagt Andreas Sauer und projiziert den Taschenrechner auf die Leinwand. „Die Funktion nennt sich Fakultät und wird durch ein Ausrufezeichen markiert“. Die Kinder rechnen mit: „1 x 2 x 3 x 4 x 5...“ Den Rest schafft nur noch der Taschenrechner: Bei „22!“ geht ein Raunen durch den Saal: Eine Zahl mit 22 Ziffern ist das Ergebnis – über eine Trilliarde! Eine so große Zahl haben die wenigsten bisher geschrieben gesehen.
Nun rechnet Andreas Sauer aus, wie viel Zeit es brauchen würde, die ganzen Möglichkeiten durchzuspielen und teilt die Trilliarden-Zahl durch 60 Sekunden, noch einmal durch 60 Minuten, dann durch 24 Stunden und 365 Tage, so dass am Ende immer noch über 32 Billionen Jahre stehen. „Zum Vergleich: Die Erde ist etwa 4 Milliarden Jahre alt“, sagt Sauer. Das Universum über 13 Milliarden Jahre. „Wir würden also länger brauchen, alle Reihenfolgen durchzugehen, als das Universum alt ist.“
Wir Menschen sehen also nur einen winzigen Ausschnitt dessen, was möglich ist. „Richtig spannend“, fanden das der elfjährige Mika und sein siebenjähriger Bruder Karlis. Matheunterricht in der Schule sei dagegen „ganz ok“, meinen die beiden, „obwohl mein Lehrer ganz cool ist“, sagt Mika. „Sport mag ich lieber“, gibt Karlis zu.
Die Vorlesung in einem richtigen Hörsaal zu verfolgen, fanden aber beide ziemlich aufregend. „Wie in einem Kinosaal“, sagt Mika. Ingenieur möchte er später einmal werden, dafür sei Mathematik notwendig, weiß der Sechstklässler.
Auch die Freundinnen Carlotta (10), Lana (10) und Rebecca (8) fanden es spannend, mit so großen Zahlen zu rechnen. „Der Professor konnte besser erklären als mein Lehrer“, sagt Carlotta und würde sich wünschen, dass der Schulunterricht immer so anschaulich wäre.
Im Frühjahr als festes Angebot
Das Studium Generale ist eine offene Vorlesungsreihe an der Hochschule Ruhr-West, die sich an wissenschaftsinteressierte Bürger der Region richtet.
Das Studium Generale Junior fand erstmals statt und soll ab Frühjahr ‘17 als feste Reihe für Kinder der dritten bis sechsten Klassen etabliert werden. Info: www.hochschule-ruhr-west.de/die-hrw/studium-generale