Mülheim.. Viele Senioren möchten den Fahrdienst in ihrem Stadtteil nicht mehr missen.Für weitere Aktivitäten sind Spenden nötig.


Ihr Kopf ist klar wie eh und je, doch das Laufen fällt ihr zunehmend schwer. Gisela Lierhaus ist 86 Jahre alt und gesundheitlich eingeschränkt. Trotzdem bleibt sie so mobil wie eben möglich. Möglich macht das, erzählt die Seniorin begeistert, das Angebot des Styrumer Nachbarschaftsvereins.

„Da ich seit ein paar Jahren schlecht laufen kann, bin ich auf Hilfe angewiesen“, sagt die Styrumerin. Über eine Bekannte wurde sie vor etwa drei Jahren auf den Nachbarschaftsverein Augusta-/Gustavstraße aufmerksam, der in ihrer Styrumer Nachbarschaft sitzt. Seitdem nutzt Gisela Lierhaus den Fahrdienst regelmäßig. „Wenn ich dafür immer ein Taxi rufen müsste, das könnte ich mir gar nicht leisten, und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich nicht mehr fahren“, sagt die 86-Jährige.

Wie sich der Fahrdienst des Styrumer Nachbarschaftsvereins finanziert, erklärt Udo Marchefka, der Vorsitzende: „Unsere Mitglieder zahlen zehn Euro im Monat und pro Fahrt innerhalb Styrums drei Euro.“

Vielen ermögliche das nicht nur, zum Arzt zu kommen, sondern auch Verwandte zu treffen, den Friedhof zu besuchen oder einfach einkaufen zu gehen. Die Erfahrung hat auch Gisela Lierhaus gemacht: „Wenn der Fahrer vom Nachbarschaftsverein mit mir einkaufen geht, haben wir ruck-zuck die Sachen zusammen, und er bietet mir noch seinen Arm zur Sicherheit an, damit ich nicht falle.“

Menschen mit Gehbehinderungen betreut der Nachbarschaftsverein häufig, sagt Udo Marchefka: „Wir haben insgesamt drei Fahrzeuge, wovon eines behindergerecht ist und auch einen Rollstuhl transportieren kann.“ Außerdem hält der Vereinen einen so genannten Treppensteiger bereit, mit dem Menschen, die nicht mehr gut laufen können, über Stufen befördert werden. Vor gut sechs Jahren nahm der Verein den Fahrdienst mit in sein Programm, blickt der Vereinsvorsitzende zurück. Anfangs wurde die Initiative durch die Stinnes-Stiftung gesponsert. „Als die Unterstützung vor etwa einem Jahr auslief, haben viele Senioren gefragt, ob wir nicht weitermachen“, so Marchefka, der mit seinem Team daraufhin die Gebühren einführte, und rechnet nach: „Insgesamt 40 neue Mitglieder haben wir dadurch bekommen.“ Knapp 70 zahlende Mitglieder hat der Nachbarschaftsverein derzeit, hinzu kämen einige Sozialschwache, die teils auch unentgeltlich betreut würden. Um weitere Aktivitäten, den Servicedienst für die Senioren-Tagesstätte im Schloß Styrum anbieten zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen, sagt Marchefka, der aber auch etliche Ehrenamtlich hinter sich weiß.

Für den Fahrdienst kann Marchefka insgesamt sechs Fahrer einsetzen, zwei davon sind ehrenamtlich tätig. Einer der beiden ist Dieter Lickfeld, dessen Unterstützung Gisela Lierhaus nicht mehr missen möchte. „Egal, wann ich weg muss, er steht immer pünktlich vor der Tür. Auf ihn kann ich mich hundertprozentig verlassen und er hat nie schlechte Laune“, schwärmt die Seniorin dankbar. Sie schätzt sich glücklich, in Styrum zu wohnen, denn: „So ein Angebot gibt es doch in anderen Stadtteilen nicht.“