Styrum. .
Volles Haus beim „Literarischen Dämmerschoppen“, einem Leseabend mit dem Titel „So lebte man früher in Styrum“. Gastgeberin Petra Sachse von der Schul- und Stadtteilbücherei in der Willy-Brandt-Gesamtschule musste immer mehr Stühle heranschleppen und freute sich über mehr als 50 interessierte Zuschauer.
Fünftes Buch ist in Planung
Gespannt hörten sie den Mitgliedern des Styrumer Geschichtsgesprächskreises zu, die Geschichten aus grauer Vorzeit in Styrum vortrugen. Man konnte aus dem Vollen schöpfen, gibt es doch inzwischen vier Bände mit erzählter Styrumer Geschichte, die die Mitglieder des Geschichtsgesprächskreises mit viel Herzblut zusammengestellt haben. „Die bisherigen Bücher sind immer noch beliebt. Die Nummer fünf ist in Planung“, so Heinz Auberg, der Mitbegründer des Kreises, der in den Abend humorvoll einführte.
Da ging so manches Raunen durch die Reihen der Zuschauer der Generation „70 plus“, wenn man erfuhr, wie der Stadtteil in enormen Sprüngen wuchs. Vom Dorf „Stiarhem“ (1812) mit 534 Einwohnern zum Industriestandort (1900) mit rund 20 000. Vom alten Dorfnamen stammt auch die heutige Aussprache des Stadtteils. Wer „Stürum“ sagt, outet sich als Zugezogener. Und wird auf jeden Fall verbessert: „Dat heißt Styrum, mit langem ie.“
Wie in den 1920er Jahren der Strom nach Styrum kam, wurde ausführlich erzählt. Eine Petroleumlampe gab’s gleich zum Anschauen dazu. Erinnerungen an das erste Radio, die Erfindung des Wassermotors für Waschmaschinen, Dönekes vom Schwarzschlachten und vom Schornsteinfeger. Heiterkeit bei dem Malheur mit dem Ruß, der aus dem nicht geschlossenen Ofenrohr staubte. Lebhafte Anteilnahme und „Iiih“ auch bei der Beschreibung, wie damals die Plumpsklos ausgehoben wurden. Aalschepper, Stocheisen, Püfferkes,… Begriffe, die heute kaum noch jemand kennt.
Gemeinschaftliches Nicken bei der namentlichen Erwähnung der alten Läden Styrums. Da hatte so manche Besucherin mit weißem Haar schon als Kind für die Mutter eingekauft. Fritz Heckmann, mit 92 Jahren der Senior des Geschichtskreises, erzählte unnachahmlich vom Kolonialwarenladen seiner Tante Lene an der Kaiser-Wilhelm-Straße 9, „wo et alles gab, wat man so brauchte“. Außer den üblichen Grundnahrungsmitteln gab es Petroleum, Soda, Persil „in kleinen Portionen“, loses Sauerkraut, Apfel- und Rübenkraut, Hering und Hühnerfutter. Oder in Papier gehüllte Erbswurst mit Erbsenmehl und Gewürzen für eine schnelle Erbsensuppe. Natürlich wurde an diesem Abend auch op Mölmsch Platt gechallt.
Angeregt worden war der Leseabend durch den Freundeskreis der Stadtbibliothek. Ursula Haake sorgte mit ihrem Akkordeon zwischendurch für heimatliche Klänge. „Die alten Volkslieder passen zu den Geschichten von früher“, so ermunterte sie die Teilnehmer zum Mitsingen. Zum Schluss erklang sogar das „Styrum-Lied“, das mit der Zeile endet: „Ich bin froh und glücklich, dass ich aus Styrum bin“.
Wer sich öfter über die Styrumer Geschichte unterhalten möchte, kann dies jeden 2. und 4. Freitag im Monat um 10 Uhr in der Feldmannvilla, Augustastraße 114, tun. Der Geschichtsgesprächskreis freut sich über neue „alte Styrumer“.