Sicherer Arbeitsplatz. Eine Ausbildungsvergütung deutlich über tausend Euro. Berufliche Perspektive. Drei Argumente, mit denen die Finanzverwaltung in diesen Wochen wieder verstärkt um Nachwuchs wirbt. Doch: „Die Bewerberlage ist ausgesprochen zurückhaltend“, sagt Michael Alsentzer, Leiter des Finanzamts Mülheim. Mit diesem Problem kämpfen sie seit Jahren.

Im Wesentlichen zwei Ausbildungsgänge werden im Reich der Steuern angeboten: ein dreijähriges Studium mit dem Abschluss Diplom-Finanzwirt/in (FH) und eine zweijährige Ausbildung zum Finanzwirt. Letzteres, der frühere „mittlere Dienst’“, war vorübergehend aus dem Lehr-Repertoire gestrichen. „Eine Zeit lang“, so Michael Alsentzer, „herrschte die Ansicht, die steuerrechtliche Materie sei so komplex, dass man Abitur voraussetzen sollte.“ Von dieser Auffassung kam man wieder ab.

Doch viele Jugendliche und Eltern hätten das Finanzamt als denkbaren Arbeitsplatz aus den Augen verloren. So dass sich bis dato erst „eine Handvoll junger Leute“ beworben hat. „Unsere bevorzugte Klientel für den ehemals mittleren Dienst sind Absolventen der Realschule“, sagt Richard Oeß, Ausbildungsleiter im Finanzamt Mülheim. „Mit ihnen haben wir gute Erfahrungen gemacht.“ Drei bis vier Ausbildungsplätze stehen 2017 zur Verfügung.

Bewerben, auch für das FH-Studium, kann man sich ausschließlich über ein zentrales Onlineportal, unter Angabe einer Wunsch-Stadt. Für die Studien-Variante wird es in Mülheim sieben bis acht Plätze geben. Optimal wäre es, für jede verfügbare Stelle vier Bewerber zum Vorstellungsgespräch laden zu können, erklärt der Ausbildungsleiter. Deutlich höher müsste die Gesamtzahl sein, doch davon sind sie noch weit entfernt. Auch Abiturienten drängen nicht ins Amt. „Viele streben direkt ins Studium“, so Richard Oeß. Speziell für die erst 17-Jährigen sei es oft auch noch zu früh, sich für einen Beruf zu entscheiden. „Und nach einem freiwilligen Jahr landen sie oft auch an den Hochschulen, nicht bei uns. Viele Mülheimer Eltern können es sich auch leisten, ihre Kinder auswärts studieren zu lassen.“

Die Bewerbungsfristen enden am 30. November für das Studium, am 31. Dezember für die Finanzwirt-Ausbildung. Hoffnung setzen die Mülheimer auf den kommenden Donnerstag, 29. September, den sie zum „Schnuppertag“ erklären. Von 8.30 bis etwa 12.30 Uhr können sich Schülerinnen und Schüler über die Arbeit im Finanzamt informieren. Sie werden dafür vom Unterricht befreit.