Mülheim. . Die Mülheimer Gesellschaft Casino, vor zwei Jahrhunderten nach dem Vorbild der englischen Clubs gegründet, feiert ihr Jubiläum.

  • Gesellschaft Casino hat ihre Wurzeln an der Ruhrstraße
  • Gegründet als Gegengewicht zur Dominanz des Adels
  • Es ist die älteste Bürgergesellschaft im Ruhrgebiet

In einer Zeit großer historischer Ereignisse gegründet, feiert die Mülheimer Bürgergesellschaft „Gesellschaft Casino e.V“ heute ihr 200-jähriges Bestehen – mit einem großen Fest auf Schloß Hugenpoet. Nach eigenen Angaben ist der Zusammenschluss, der aktuell 100 Mitglieder hat, die älteste Bürgergesellschaft im Ruhrgebiet. Die Casinogesellschaft der Ruhrstadt ist urkundlich bereits im Jahr 1816 nachgewiesen, wie der Mülheimer Geschichtsverein im Jahr 2007 herausgefunden hat.

Ihre historischen Wurzeln hat die Casinogesellschaft an der Ruhrstraße: Die Gesellschaft kaufte im Jahr 1816 ihr erstes Stammhaus, das dort stand, wo heute das Rathaus an die Ruhrbania-Neubauten grenzt. Als dieser Vereinssitz zu klein wurde, baute die Casinogesellschaft 1842 das noch heute bestehende Gebäude an der Delle, das heute von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde und einer privaten Musikschule genutzt wird. Die Treffen da wie dort sollten dazu dienen, so ist es der Festschrift zu entnehmen, als „Gegengewicht zur Dominanz des Adels ein starkes bürgerliches Selbstgefühl zu entwickeln.“ Ein Gegengewicht will die Casinogesellschaft auch heute noch bilden – zum Zwang und zur Schnelllebigkeit im Alltag. Denn, so sagt der Vorsitzende der Casinogesellschaft, Henner Kollnig: „Theater hat doch jeder genug im alltäglichen Berufsleben.“

Geselliges Beisammensein im Fokus

Bei den Treffen, etwa beim monatlichen Stammtisch in der Gaststätte Gesellenhaus, steht also das gesellige Beisammensein im Fokus. „Bei uns geht es nicht um Probleme und auch nicht um Politik, sondern um die Freizeit“, betont Kollnig. In den Statuten der Casinogesellschaft 1842 ist das so formuliert: „Die hierselbst unter dem Namen Casino neu constituierte Gesellschaft bezweckt die Förderung und den Genuß des geselligen Lebens in einem anständigen Kreise.“

Diese Maßgabe hat noch heute Bestand. Genauso wie die Tatsache, dass – wie zur Gründungszeit – auch heute noch nur Männer Mitglied werden können. Dass sie damit nicht ganz am Puls der Zeit sind, scheint den Herren bewusst zu sein. Der Vorsitzende sagt diplomatisch: „Ohne Damen geht es nicht. Immerhin ist ja auch zu Hause das gesellige Leben stark von Frauen geprägt.“ Bei allen gesellschaftlichen Veranstaltungen seien die Partnerinnen dabei. Ihren Zusammenschluss aber ganz für Frauen zu öffnen und auch weibliche Mitglieder aufzunehmen, dafür „sei die Zeit noch nicht reif“.

Mehr jüngere Mitglieder gewinnen

Generell könne man nicht so einfach Mitglied werden in dem altehrwürdigen Herrenclub. „Das geht nur über ein formelles Verfahren“, verdeutlicht Kollnig. Auf Empfehlung eines Mitglieds wird der Antragsteller zunächst auf die Gästeliste gesetzt und kann nach einer Frist auf Vorschlag des Aufnahmeausschusses Mitglied werden. Ziel sei es aktuell, mehr jüngere Mitglieder zu gewinnen.

Die Damen in der Casinogesellschaft kochen übrigens längst ihr eigenes Süppchen: Sie treffen sich zum Damen-Stammtisch.